Volltext: Mythologie der christlichen Kunst von der ältesten Zeit bis in’s sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1, Abth. 2)

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maggiore bei der Schlacht bei Gibeon, s. vorhin S. 125), 
dieser als eine Sichel, ausgeschnitten aus einem ganzen 
Kreise, jene als ein strahlender Kreis mit Andeutung eines 
Gesichts gebildet. 
Ein neues Motiv aber enthält die Darstellung der 
Kreuzigung auf dem Reliquienschrein im Münster zu 
Emmerich aus der Zeit des Willibrord (um 700), welche 
auf der Rückseite des Kastens in schwarzem Lack ein- 
geritzt ist, so dass die Umrisse der Figuren von dem 
durchscheinenden Metallgrtind gebildet werden: da sind 
zu beiden Seiten des Gekreuzigten Sonne und Mond vor- 
gestellt, wie sie ihr Haupt verhüllen 1). Diese Vorstellung 
ist von zwiefacher Bedeutung und insofern von der friihern 
Darstellung doppelt unterschieden. Wenn nehmlich auf 
den vorhergehenden Bildern der Kreuzigung gleichfalls 
Sonne und Mond angegeben sind, so liegt das noch in 
der Fortsetzung jenes Gebrauchs, der auf römischen Kaiser- 
münzen anhebt und auf christlichen Denkmälern, wie auf 
der Lampe im berliner Museum, angeeignet ist: es bleibt 
auch dieselbe Bedeutung,  wenigstens sehen wir keine 
Verschiedenheit angezeigt, mögen die Himmelskörper über 
dem Bilde des Gekreuzigten oder des Auferstandenen 
angebracht sein. Aber die verhüllten Gesichter von Sonne 
und Mond auf diesem Reliquienschrein deuten offenbar 
auf die Finsterniss beim Tode Jesu, die von der sechsten 
bis zur neunten Stunde anhielt. Dass diese nun durch 
Verhüllen des Antlitzes ausgedrückt wird, erinnert an 
die manichäische Erklärung der Sonnen- und Mond- 
finsternisse, von der Simplicius berichtet 2): „wenn die 
 Kinkel Gesch. der bildenden Künste bei den christl. Völkern S. 
233. K ug 1 e r Handb. der Gesch. der Malerei von Burckh. I. S. 114. 
2) Simplic. Comment. in Epict. enchirid. c. 34. p. 167. b. ed. 
Schweigh. p. 271 sq. Vergl. Beausob re Hist. de Manich. T. II. 
p. 512.
	        
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