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innerhalb eines Viertel-Kreisausschnitts, von welchem
Strahlen ausgehn, sind Mond und Sonne angebracht, beide
in einer förmlichen Gesichtsbildung, der Kopf der Sonne
mit zwei Hörnern, der des Mondes mit einer Sichel.
Dagegen sind in dem Gemälde der Kreuzigung 1)
Sonne und Mond, jene als ein rundes Gesicht, dieser
nur als eine Sichel in einem Kreise oberhalb der Kreuzes-
afme angegeben; ein Bild, besonders bemerkenswerth
als die älteste aller Darstellungen von der Kreuzigung 2),
Wonach die verbreitete Meinung zu berichtigen ist, als ob
solche Bilder erst seit dem 8. Jahrhundert vorkämen 3).
Eben so in dem ältesten Mosaikbild des Gekreuzigten
aus der Zeit Johann's VII. (705- 707), welches in einer
Kapelle der alten Peterskirche sich befand 4), waren Sonne
und Mond (gleichwie in den Mosaiken von S. Maria
i) Assemani l. e. Tab. XXIII. verkleinert bei d'Agine0urt
a. a. O. lig. 5.
2) Falls nicht ein brouzenes Cruciiix zu Florenz noch älter, nehm-
lich aus dem 5. Jahrhundert ist.
3) Zwar findet sich auch in einem römischen Cömeteriuln (dem des
Papstes Julins oder des h. Valentinus an der Flaminischen Strasse)
ein Gemälde, welches die Kreuzigung zum Gegenstande hat,
abgeb. bei Bosio p. 581. (bei Aringhi T. II. p. 354. wird
die Abbildung zwar angekündigt, sie fehlt aber wenigstens in
dem von mir benutzten Exemplar und scheint auch keinen Platz
da zu haben). Bottari T. III. Tav. CXCII. d'Aginconrt
Pitt. Tav. XII. Iig. 17; das einzige mal, dass dieses Ereig-
niss, an welches die ältere christliche Kunst sich nicht gewagt
hat, in den Katakomben behandelt ist. Es gehört aber in eine
viel spätere Periode, als die eigentlichen Katakombenmalereien,
vergl. Kinkel Gesch. der bildenden Künste bei den christl.
Völkern S. 203. Auch hier sieht man über dem Kreuz Sonne
und Mond nur angedeutet als Köpfe, jene erscheint en face,
dieser im Profil in einer Sichel, beide mit Strahlen, die nach
dem Hanpte Christi gerichtet sind.
Ciampini de sacr. aedif. Censtantin. p. 75. Tab. XXIII. Bun-
sen Beschr. B0m's II, 1. S. '79 f.