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in der Vorhalle der Kirche S. Victor in Mailand 1). Dies
seltsame Denkmal ist den Dis Manibus geweiht, und es
wird darin in barbarischem Latein von einem Martinia-
"US erklärt: er sei 60 Jahre alt, hoffe aber (noch) 98
Jahre, 6 Monate, 3 Tage zu leben, was er sich wohl
mittelst Sterndeutung ausgerechnet hatte. Denn es folgen
mm die Figur eines achteckigen Sternes und die Sonne
als ein Gesicht mit Locken oder Lichtzacken, und wieder
ein achteckiger Stern und die Mondsichel, mit einer
Inschrift 2), deren Sinn sich kaum errathen lässt: vermuth-
lißh werden Morgen- und Abendstern, Sonne und Mond
angerufen, dem lllartinianus Kraft und Ehre zu erhalten.
Der Mondsichel ist das Monogramm Christi wXa bei-
gesetzt. Mit dem hierin ausgesprochenen christlichen
Bekenntnissastrologischen Aberglauben vereinigt zu sehen,
darf nicht auffallen: das christliche Alterthum hat sich
Seiner nicht durchaus erwehren können. Aber der alt-
Christlichen Kunst ist sonst die Ausprägung astrologischer
Motive fremd geblieben (vergl. den folg. S. zu Anfang).
3. Auch schon in diesem Zeitalter findet sich nicht
selten eine Vorstellung, die in der folgenden Periode
Seit Karl dem Grossen so allgemein geworden ist: die
Figuren von Sonne und Mond zu dem Bilde Christi. Je-
doch nur einmal, auf einer Lampe, eine entschieden
durchgeführte Personiflcation derselben mit mythologischen
Motiven.
Für diese Vorstellung hatte man eine bestimmt-e
Schichtliche Anknüpfung, wenn es nehmlich das Bild
96'"
des
Beines. lnscript. Cl. XX. n. 446. p. 1003. genauer bei Mu-
rator. Thesaur. p. 1909, 5.
2) Luciferfet Soleßkntiferfet Luna perimejvertutem I et gelorialn!
Felice Marti- l niano etc. Das Wort perime scheint das Gegen-
Iheil von dem, was es bedeutet, besagen zu sollen.
Piper, Mythol. u. Symbol. d. chr. Kunst. I. 2. 9