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oder auch in ganzer Gestalt. Aber erst die Ausstattung
mit Attributen, der Peitsche oder Fackel und besonders
mit dem Wagen, weiset sicher auf mythologische Vor-
bilder des heidnischen Alterthums hin. Solches kommt
jedoch in der christlichen Kunst nur ausnahmsweise, nament-
lich in der zweiten Periode, vor.
Gerade an diesem Gegenstand aber erhellt der vor-
hin (5. 44, 3.) bemerkte Unterschied der Perioden: da
nehmlich in dem ersten Zeitalter der christlichen Kunst
die mathematische Figur von Sonne und Mond und die
Personification des geringsten Grades verwaltet, wogegen
dieselbe seit dem 9. Jahrhundert vollständiger durchgeführt
ganz gewöhnlich ist, während sie seit dem 13. Jahr-
hundert wieder seltener wird.
Da nun dielDarstellung von Sonne und Mond in
menschlicher Gestalt unter den Personiiicatioilexi physi-
scher Elemente in der christlichen Kunst die häufigste
ist; so lässt sich daran besonders das Interesse messen,
welches man in den verschiedenen Zeiten an diesen Per-
soniücalionen
überhaupt
genommen
hat.
Bis
Zllm
achten
JahrhunderL
Im christlichen Alterlhum finden sich die Figuren
von Sonne und Mond auf Denkmälern in und aus den
Katakomben, in Mosaiken der Kirchen und in Miniaturen.
Und ZWilT ist diese Vorstellung angebracht sowohl bei
alttestamentlicheu Ereignissen, namentlich aus der Ge-
schichte des Joseph, des Josua und des Jonas, als auch
bei der Person Christi zu verschiedenen Epochen seines
Lebens.
1. Besonders unverfänglich erscheint die Darstellung
des Sonnengottes und der Mondgöttin in einem altchrist-
liehen Nliniaturgemälde, in der Wiener Handschrift der