Volltext: Mythologie der christlichen Kunst von der ältesten Zeit bis in’s sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1, Abth. 2)

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der andern, sofern in den Abgrund versinken so viel ist 
als in Elend und Verderben gerathen. Daher die Hoff- 
nung und Bitte des Psalmensängers zu Gott, dass er aus 
der Erde Abgründen ihn wieder hervorziehe (Ps. 71, 20), 
dass er aus dem Schlamm ihn errette, nicht die Wasser- 
fluth ihn überströmen, nicht den Abgrund ihn ver- 
schlingen lasse (Ps. 69, 15. 16. vergl. v. 2.  Dieser 
Anwendung liegt aber die eigentliche Rede und wirk- 
liche Geschichte zum Grunde. Denn von der Rotte 
Korah heisst es, dass die Erde ihren Mund aufgethan 
und sie verschlungen habe, dass sie lebendig in die Unter- 
welt hinabfuhr (4 Mos. 16, 30. 32.  und ebenso 
V0" Pharao und seiner Macht, dass sie von den Fluthen 
bedeckt wurden und in den Abgrund (ßtiäog) sanken 
gleich Steinen (2 Mos. 15, 5.) 1), nachdem Gott die 
lSraeliten durch die Tiefe hindurchgeführt hatte (vergl. 
Jß-S- 63,  Dieser Abgrund (Bythos) 2) ist es, welcher 
gerade bei Abbildung der letztern Scene in der mittel- 
alterlichen Kunst persönlich dargestellt worden. 
Es ist dafür noch daran zu erinnern, zuerst dass 
auch im Alten Testament eine solche Pcrsoniflcation vor- 
kommt, wenn es im Hiob (28, 14) heisst: „Der Abgrund 
Spricht: in mir ist die Weisheit nicht; und das Meer 
Spricht: sie ist nicht bei mir." Sodann, dass in der 
Offenbarung Joh. (9, H.) dem Abgrund ein eigener 
Herrscher gegeben wird, der Engel des Abgrundes, 
dessen Name (Abaddon oder Apollyon, das heisst Ver- 
dßrber) dem Charakter des Ortes entspricht. 
Ü Ferner von Jonas: „Du wnrfst mich in's Herz des Meeres   
die Tiefe (dßvaaog) umschloss mich" (Jon. 2,  
2) Also die Meerestiefe; wogegen ßüüog auch das hohe Meer be- 
deutet 2 Cor. 11, 25., das einzigenlal, dass es im Neuen Testu- 
ment vorkommt. 
Mylhol 
S Y 
11'101 
Kunst
	        
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