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sönliche Existenz, Theilnahme an menschlichen Geschicken
ZU leihen, poetische Schönheit. Daher es auch in der
neuern Poesie sich behauptet hat.
Wie schon nach den Berichten des Alterthums der
T011 des Julius Cäsar durch auffallende Naturerscheinungen
vorbedeutet sein sollte, so heisst es bei Shakspeare (1- 1616)
in dem Trauerspiel gleiches Namens von der Nacht auf
des Märzen Idus 1):
und
(Casca)
(Cassius)
weiter:
sah den Himmel je so zornig drohn?
welche so voll Schuld die Erde salm;
Wer
Die,
(Cäsar) Zu Nacht hat Erd' und Himmel Krieg geführt.
Da wird also der Natur ein sittliches Interesse bei-
gemessen. Hingegen der physischen Betrachtung im
Sinne jener Verse aus der Aeneide Virgils (oben S. 2.)
gehört das Sinngedicht des Friedrich von Logau 1655)
all, worin er den Mai schildert 2):
Dieser Monat ist ein Kuss, den der Himmel giebt der Erde,
Dass sie jetzo seine Braut, künftig eine Mutter werde.
Endlich die religiöse Bestimmung aller Creattlren, zunächst
der Elemente, findet sich ausgesprochen nach dem Vor-
bild der Psalmenpoesie in dem Liede von Freylinghausen
("t 1739): Auf auf mein Geist 3):
Die Himmel rühmen ihres Schöpfers Ehl",
Die Luft, die Erd' und was im Meer sich regt,
Das Alles den zu zeigen sich bewegt,
Der ist und heisst Jehova, unser Herr.
l) Shakspeare Jul. Cäsar, I. Aufz. 3. Scene und II. Aufz.
2. Scene. Uebers. v. Schlegel u. Tieck Bd. V. 1841. S. 18. 35.
2) Friedr. von Logau Sinngedichte, herausgegeben von Ramler
u. Lessing, in des letztem Werken von Lachm. Bd. V. S. 109,
a) Freylinghausen Geistr. Gesangb. Ausg. von 1741. n. 348.
v. 3. S. 218.