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vorgestellt ist: sie erscheint mit dem Antlitz eines alten
Mannes, auf einem von Löwen gebildeten Thron sitzend,
geschmückt mit der päpstlichen Tiara und dem weiten
Mantel, Scepter und Reichsapfel in den Händen haltend;
so repräsentirt sie die geistliche und weltliche Macht 1).
In dieser Periode entscheidet sich die Rückkehr von
blossen Personificationen zu eigentlich mythologischen
Personen (wenn auch in allegorischer Bedeutung), wovon
sich bei Michelangelo eine Andeutung findet, in seinem
Entwurf zu dem Grabmal des Papstes Julius II. 2) 1513).
Den Gipfel desselben sollte die Figur des Himmels und
der Erde bilden: die Erde, in Gestalt der Cybele, klagend,
dass sie in der Welt bleiben müsse aller Trelflichkeit be-
raubt durch den Tod eines solchen Mannes; während der
Iilimmel, der lächelnd eine Bahre auf der Schulter trägt,
seine Freude kund giebt, dass dessen Seele zur ewigen
Herrlichkeit eingegangen ist. Dieser Entwurf kam nicht
zur Ausführung. Und eben so wenig eine ähnliche Gruppe
nach Michelangelos Angaben für das Denkmal des Herzogs
Giuliano in der Sakristei von S. Lorenzo in Florenz,
woran Tribolo (um 1534) arbeitete 3); es sollten neben
der von Michelangelo gefertigten Statue dieses Herzogs
zwei nackte Gestalten zu stehen kommen: die eine das
Haupt mit Cypressen gekrönt und trauernd gesenkt, die
E. Förster im Tüh. Kunstblatt 1838. S. 66. Auch in den
Fresken der Sala della ragione zu Padua sieht man unter den
Planeten die Erde, kenntlich durch die Symbole kirchlicher
Macht, und den Himmel -jedcnfalls ist es nicht der Planet
Uranus), der als Astronom vor der I-Iimmelskugel sitzt. Eben-
das. S. 59.
i) Vasari Leben der Maler Th. V. S. 290. vergl. Platner ße-
schreib. Roms III, 2. S. 232 f.
1') Vasari Leben der Maler Th. IV. S. 65.