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eines Wallfisches sitzend und eine Urne haltend, woraus
in zwei Armen das Wasser sich ergiesst, zeigt die
himmlischen Gewässer an, welche das Meer speisen 1);
das Heer aber erscheint als eine männliche Figur, ganz
bekleidet, auf dem Wallfisch reitend, dessen Zügel an
ihrem rechten Arm befestigt scheint, während sie in der
Fechten Hand 2) einen Nachen mit viereckigem Segel
hält (ähnlich wie die Figur des Meeres beim jüngsten
Gericht in griechischen Fresken, S. oben S. 83). Das
ist also das Meer, welches grosse Wallfische erregt
(1 Mus. l, 21.) und Schiffe trägt: da aber der Wall-
iisch in dessen Tiefe hinabgeht, während der Nachen
auf der Oberfläche schwimmt; so scheint das personifi-
cirte Meer, welches aufjenem sitzt und diesen hält, durch
beide Attribute charakterisirt zu werden, wie es den
Meeresgrund mit der Meeresiläche, den Raum ausfüllend,
verknüpft. Dagegen sind solche Personificationen ver-
mieden in den Sculpturen der Kathedrale zu Chartres, auch
aus dem 13. Jahrhundert, welche das ganze Schöpfungswerk
umfassen, obwohl Gott Vater stets in ganzer mensch-
licher Figur dabei erscheint. Nehmlich in dem Werk des
dritten Tages, der Scheidung von Erde und Meer, sieht
man nicht diese selbst in Person (wie in altern Miniaturen
desselben Gegenstandes, s. oben S. 80 f), sondern nur
Kräuter und Baume angegeben, welche dem Erdboden
cntspriessen 3). Eben so ist das Werk des ersten und
Als llimnlelszeichen kann er schwerlich das (süsse) Flusswasser
anzeigen (wie Didron a. a. O. p. 106. mit Rücksicht auf das
Attribut der Urne annimmt) im Gegensatz gegen das (salzige)
Meerwasser, welches hier durch die Figur des Ocean repräsen-
iirt sei. Vielmehr repräsentirt der Ocean die Gewässer der
Erde überhaupt.
z) Nach der Beschreibung von Dnchalais hält das Meer in der
einen Hand den Zügel, in der andern das Schilf.
1;) Abgeb. bei Didron l. c. p. 109.