Volltext: Mythologie der christlichen Kunst von der ältesten Zeit bis in’s sechzehnte Jahrhundert (Bd. 1, Abth. 2)

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sie ist eine gekrönte Frau, spinnend an einer Spindel 
(vielleicht eine Beminiscenz an die Parce), auf einem 
Drachen sitzend,  und dieser Drache speit einen Menschen 
aus, den er verschlungen hat. Ebendaselbst ist an den 
Mauern der Kirche des Klosters Vatopedi ein jüngstes 
Gericht 1), in welchem man auch die Erde sieht, eine 
kräftige, reichbekleidete Frau, mit Blumen bekränzt: in 
der Rechten hält sie ein Bündel Zweige mit Früchten, 
in der Linken eine Schlange, welche sich um sie ringelt; 
sie sitzt auf zwei Löwen und wird von zwei Adlern ge- 
hoben, eine Gestalt erinnernd an die Cyhele; aber das 
Meer, eine schlankere Frau, welche auf den Fluthen mit 
zwei Seeungeheuern fahrt, halt in der Rechten ein Schiff, 
das sie selbst einst verschlungen und eben wieder von 
sich gegeben, mit der Linken bietet sie Gott einen nack- 
ten Menschen dar. Hingegen das Meer allein ist per- 
sonilicirt in dem jüngsten Gericht an der Kirche des 
Klosters zu Salamis 2) vom J. 1735 als eine grosse Frau, 
geschmückt mit Krone und Scepter, welche in der Rechten 
ein gewaltiges Schilf darbietet, das sie mit allen Segeln 
und Matrosen verschlungen hatte: diese Vorstellung 
wird ergänzt durch das Bild der bewegten Fluthen des 
Meeres, das erfüllt ist mit fabelhaften und wirklichen 
Thieren, einer Sirene, einem Seepferde, Tintenfisch, Wal- 
fisch, einer Schildkröte und Meerschlange (inmitten deren 
jene königliche Frau erscheint auf einem Meerungeheuer 
sitzend), so wie der Erde mit ihren Wäldern, Felsen und 
Bergen, wo eine Menge wilder Thiere und Ungeheuer, 
ein geflügelter Löwe, ein Drache, eine mehrköpüge 
Schlange, eine Hyäne, ein Flusspferd, Bar, Wolf, Adler, 
Scgrpion herheikßlnmen,  WElChß Sämmtlißh dlB mensch-
	        
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