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oben aus Wolken die Sonne, ein Gesicht mit gelbem
Nimbus und rothen Strahlen. Aelinlich ist die Scheidung
von Erde und Meer, das Werk des dritten Tages, behan-
delt, welches inmitten einer Darstellung des ganzen Sechs-
tagewverks eine lateinische Bibel des 12. Jahrhunderts in
der Bibliothek zu Erlangen 1) zu Anfang enthält: man
erblickt Gott Vater, der die Hände ausgestreckt hält, links
die Erde mit Bäumen besetzt, rechts das Meer wellen-
förmig gestreift; auf der Erde aber erscheint ein Weib,
ganz bekleidet mit einem grünen Gewande, Welches zwei
Schlangen an seiner Brust hält, und auf dem Meer ein
Mann nackt, von brauner Farbe, auf einem Delphin reitend.
Hingegen Sonne und Mond, das Werk des vierten Tages,
sind in dem folgenden Felde nur als Gesichter in einem
blauen Kreise mit weissen Sternen zu beiden Seiten des
Schöpfers dargjestellt. Umgekehrt sind in einem lateini-
schen Alten Testament des H. Jahrhunderts aus Coblenz,
jetzt zu Poinmersfelde 2), welches ebenfalls zu Anfang
eine Federzeichnung der Schöpfung in sechs Bildern ent-
hält, ztvar Sonne und Mond in dem vierten derselben in
menschlicher Gestalt als Kniestücke dargestellt; aber in dem
Werk des dritten Tages erblickt man die Erde nur als
eine runde Scheibe, roth und gelb, darauf zwei Bäume,
und sie ringsumfliessend das Wasser, welches jedoch aus
vier Urnen (also wenigstens an das Attribut des Meergottes
erinnernd) in den vier Ecken des Bildes sich ergiesst.
6. Endlich hat auch die Darstellung der letzten Dinge,
der Atlf6TSlC0lllll1g' und des jüngsten Gerichts, Veran-
l) N0. 74. in gross fol. Von dieser Hdschr. handelt lrmis c her Be-
schreib. der Mss. in der K. Univ. Bibl. zu Erlangen Bd. I. S. 228.
2) N0. 2776. in gross fol. geschrieben unter Erzbischof Udo von
Trier (1067-1077). Die Kenntniss dieser Handschrift, und ihrer
Malereien verdanke ich einer handschriftlichen Beschreibung von
Herrn Dr. Bethmann.
iper,
Mythol.
Symbol.
chr.
Kunst.