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ist eine weibliche Figur, von deren Haupt sechs oder
sieben Röhren ausgehen und an deren Brüsten zwei
Hirsche saugen; in der rechten Hand hält sie ein Horn,
aus welchem Zweige spriessen, mit der Linken eine Figur,
die personiiicirte Finsterniss, die sie abzuwehren scheint;
ihr Haupt ist von Strahlen beleuchtet, welche von einer
Hand ausgehen, die über ihr aus Wolken hervorragt.
Die Bedeutung dieser Figuren steht durch die beigesetzten
Namen (Tellus, Caligo) fest; das Ganze erklärt sich aus
dem zweiten Vers des Exultet, der hierdurch veranschau-
licht werden soll, den Worten: „Gaudeat iet se tantis
tellus irradiata fulgoribus et aeterni regis splendore lustrata
totius orbis sc sentiat amisisse caliginem". Aus einem
andern Exultet-Manuscript der Bibliothek Barberini ist
nur die einzelne Figur der Erde mitgetheilt 1), deren
Name (Terra) hier ebenfalls beigeschrieben ist: zivischen
zwei Bäumen, umgeben von Pflanzen, deren eine auf
ihrem Haupte entspriesst, erscheint sie mit ausgebreiteten
Armen, indem ein vierfüssiges Thier und eine Schlange
an ihren Brüsten saugen, wie sie denn die allnährende ist.
Ferner zwei Evangelienhandschriften in der K. Biblio-
thek zu München. Die eine, eine Bamberger, aus dem
H. Jahrhundert, enthält ein Miniaturbild 2), dessen vier
Ecken die Symbole der Evangelisten nebst den Figuren
der Paradiesesflüsse und dessen Mitte ein elliptisch ge-
schlossener Regenbogen einnimmt: in den vier runden
Ecken desselben sind zur Linken und Rechten Sol und
Luna; oben ein alter hellblau-grauer Kopf, der Himmel;
unten die Erde, ein braunes Weib, mit nacktem Ober-
l) lbid. LVI, 4.
2) Cim. 59. ehemals B. 2. Bamb. 285. Bl. 20 Vers.
Museum 1834. S. 163. n. 9. und dessen Handb.
Malerei von Burckln. Th. I. S. 139.
Vergl. Kugler
der Gesch. der