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Mitte eine Frau, mit einem Schleier bedeckt, mit Globus
und Fahne in den Händen, die Augen auf Christus gerichtet,
das ist der Himmel; rechts der Oceanus, ein fast nackter,
bärtiger Mann, auf einem Seedrachen reitend, mit einem
Fisch in der einen und einem Ruder in der andern Hand;
links die Tellus, eine Frau, die in der rechten Hand das
Horn des Ueberflusses hält, aus welchem Blätter hervor-
spriessen, um ihren linken Arm windet sich eine Schlange,
zwei nackte Knaben schliessen sich an sie an. Einfacher
ist die Vorstellung auf dem Elfenbeindeckel des Epter-
nacher Evangeliarium Otto's II. (973-983), in der H. Bi-
bliothek zu Gotha 1): oben in den Ecken des Reliefs zwei
Köpfe, Sol und Luna ; unter dem Brett, auf welchem die Füsse
Christi ruhen, mit Kopf und Ellnbogen es tragend, sitzt
die Erde, ein Weib in grünem Gewande, erklärt durch
die auf der Kante des Brettchens stehende Inschrift Terra.
Eine reichere Scenerie enthalten wieder die folgenden
Elfenbeintafeln. Zuerst der Deckel eines Evangeliarium
wahrscheinlich aus dem 10. Jahrhundert in der K. Biblio-
thek zu Dresden 2), auf welchem die Kreuzigung und
darüber die Auferstehung, darunter in den Ecken die
Grablegung und die Niederfahrt zur Hölle gebildet sind:
den Gekreuzigten umgeben oben Sonne und Mond in
menschlicher Gestalt, eben so unten die Erde Garben
sammelnd und das Meer eine Urne ausgiessend. Ferner
aus dem 11. Jahrhundert der Elfenbeindeckel eines Evan-
geliarium in der K. Bibliothek zu München 3) und ein
Diptychon in dem dortigen Elfenbeinkabinet 4). Beide
1) Rathgeh er Beschr. der H. Gemäldegallerie" zu Gotha S. 10. 11.
2) A. 63. Falken s tein Bescl1reib.d.K. ö. Bibl. zu Dresden S. 180.
a) Cim. 57. ehemals Bamb. B. 5. Vergl. Kugler Museum 1834.
S. 163. n. 8. Die obigen nähern Angaben habe ich aus eigener
Ansicht des Bildwerks.
4) Kugler a. a. O. 5.170. 171.