422
Verfall
des Ritherthums.
noch viele Beispiele solcher Stiftungen anzuführen. Manche Familie
hat sich der Kirche gradezu geopfert. Graf Otto von Botenlauben,
der bekannte Minnesinger, gründet 1231 das Kloster Frauenrode; seine
Gemahlin Beatrix 1) trennt sich von ihm und wird Wahrscheinlich
Nonne. Der jüngere Sohn Heinrich widmet sich dem geistlichen Stande
und wird Canonicus im Stifte St. Johann zu Hang bei Würzburg; der
ältere Sohn Otto heirathet Adelheid, die Erbtochter der reichen Familie
von Hiltenberg; aber auch er scheidet sich 1231 von seiner Gattin, die
ins Marcuskloster zu Würzburg eintritt, und wird Deutsch-Ordens-
Ritter, später Provisor des Klosters Frauenrode. Der letzte Graf Boten-
lauben, der Sohn des jüngeren Otto, ist schon 1234 Chorherr in
Würzburg. Die bedeutenden Güter und Besitzthümer des Botenlauben-
sehen und Hiltenbergschen Geschlechtes fallen theils an Klöster, theils
an das Bisthum Würzburg; die Familie selbst erlischt (Ludw. Bech-
stein, Geschichte und Gedichte des Minnesingers Otto von Botenlauben,
Lpz. 1845). Je reicher die Kirche wurde, desto mehr verarmte der
Adel. Auch die alten aristokratischen Klöster der Benedictiner, Cister-
cienser, Praemonstratenser treten mehr in den Hintergrund, während
die mehr bürgerlichen volksthümlichen Orden der Bettelmönche an
Bedeutung und Macht zunehmen. Die Höfe der Fürsten, die früher
dem besitzlosen Ritter eine Zuflucht gewährt hatten, wo dieselben
freigebig bei allen Gelegenheiten Geschenke erhielten, waren auch
sparsam und karg geworden, konnten der Ritterschaft nicht mehr wie
früher aufhelfen und ihren Glanz aufrecht erhalten. Friedrich Bar-
barossa hatte noch glänzende Feste veranstaltet, Prunk gezeigt, mit
offener Hand gespendet: unter seinen Nachfolgern war es schon schwer,
etwas zu erhalten; entweder sind sie, wie Heinrich VI. und Friedrich Il.,
selten nach Deutschland gekommen und haben mehr in Italien Hof
gehalten, oder sie waren, wie König Philipp, nicht so leicht (wenn
wir Walther voli der Vogelweide glauben dürfen) zum Geben bereit.
Auf den prunklielaenden Richard Löwenherz war der habgierige Johann
gefolgt, und auch in Frankreich scheint mit den Albigenserkriegen
eine Zeit, die dem Ritterthume minder hold war, zu beginnen. Alle
die angedeuteten Factoren wirkten zusammen, den Verfall des Ritter-
thumes zu beschleunigen. Die Noth zwang die Edelleute, die einen
gewissen Luxus als für ihren Stand berechtigt ansahen, weniger
geistigen als weltlichen Interessen ihre Aufmerksamkeit zuzuwenden.
So verlieren sie zunächst die hervorragende Stellung, die sie als Führer
Vgl.
Fi8'
2Ü51