Mit dem Beginne des vierzehnten Jahrhunderts ist diese interessante
Periode abgeschlossen. Schon seit der Mitte des dreizehnten Jahr-
hunderts tritt der Adel mehr und mehr zurück; er ist nicht n1ehr in
dem Grade wie ehedem der Repräsentant der höüschen Dichtkunst;
fortan wird dieselbe fast ausschliesslich von bürgerlichen Dichtern ge-
pflegt. Das bürgerliche Element der Städter macht sich geltend. Die
Ideale, die früher den Ritter begeisterten, verblassen und an ihrer
Stelle tritt immer mehr eine auf den reellen Nutzen hinstrebende
Sinnesart
hervor.
Das
Schönheits-
und
Luxusbedürfniss
lebt
dem
Ritterstande noch fort: er ündet aber nicht die Mittel mehr, dasselbe
zu befriedigen. Das Familienbesitzthum schmilzt mehr und mehr zu-
sammen, da bei jedem Vernlächtniss schon Anstands halber die Kirche
bedacht werden muss. In früheren Jahrhunderten hatte es nicht viel
auf sich gehabt, wenn man der Kirche weite Strecken unbebauten
Wald- und Wiesenlandes zum Geschenk machte; jetzt war ein solcher
Besitz nicht mehr werthlos; bei- den theuren Preisen, die für unent-
behrliche Luxusbedürihisse gezahlt werden mussten, bei dem geringen
Werth, den die Erzeugnisse des Feldbaues repräsentirten, musste ein
Edelmann schon ein grosses Besitzthum haben, wollte er von dessen
Ertrage standesgemäss leben. Viele Güter waren verschuldet; die
Väter hatten, um sich Geld zum Kreuzzuge zu schalten, sie verpfändet
oder mit Schulden belastet. Andere Familien schenkten ihre ganze
Habe der Kirche, stifteten Klöster und beschlossen selbst im Kloster
ihr Leben. S0 gründete Graf Ludwig von Arnstein 11.39 in seinem
Stammschlosse an der Lahn ein Praemonstratenserstift, überwies ihm,
da er kinderlos war, allen seinen Besitz und starb als Laienbruder in
dem Kloster; seine Gattin Guda lässt sich in der Nähe des Klosters
eine Zelle bauen und bleibt bis zu ihrem Tode in derselben als Reclusa
(Vita Lodewici Comitis de Arnstein). Es würde nicht schwer sein,