Karner
und Todtenleuchte.
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und
mit
Steinen".
Auf
die
Plateforln
des
Pfeilers
aber
setzte
1113,11
einen Spiegel, der bei hellen Tagen über eine Meile weit leuchtete.
Ich habe es versucht, in der Zeichnung Fig. 135 eine Vorstellung
von dem Bauwerk zu geben, das Heinrich von Veldeke uns schildert.
A. stellt die Tumba dar, B den Swibogen, C den Schlussstein, bei D
sehen wir den Schützen, bei E das Fenster, F ist der Pfeiler, G das
Gesims, H endlich der Spiegel.
Man könnte zunächst geneigt sein, anzunehmen, dass der Dichter
nur ein Denkmal beschrieben hat, welches eine freie Schöpfung seiner
Phantasie war. Wenn man edoch die Monumente jener Zeit in Betracht
zieht, so unterliegt es keinem Zweifel, dass der Dichter wirklich vor-
handene Bauwerke im Auge hatte. Die Rundkapelle ist nach dem Muster
eines Karners geschildert (vgl. Karl Lind, über Rundbauten mit be-
sonderer Berücksichtigung der Drei-Königs-Capelle zu Tulln in
Nieder-Oesterreich; Mitth. d. k. k. Conim. Xll, 146 HI); da es sich
um das Grabmal einer Heidin handelt, hat er die Apsis, das Altar-
haus, fortgelassen. Nun aber der merkwürdige Pfeiler und der
Spiegel. Für diese Beschreibung hat Veldeke in den sogenannten
Todtenleuchten das Vorbild gehabt. Otte (Hdb. d. kirchl. Kunst-
archß 261) citirt eine Stelle aus dem Traetat de Miraculis des Petrus
Venerabilis (1- 1156): „Mitten auf den Kirchhof wird ein steinerner
Bau gesetzt, der an seinem Obertheil Raum für eine Lampe hat,
welche zu Ehren der hier ruhenden Gläubigen alle Nächte den ge-
weihten Ort mit ihrem Schimmer beleuchtet." Die Todtenleuchte ist
also ein grosser Lichtständer. Die noch vorhandenen Denkmäler
und die wichtigsten Schriften über diesen Gegenstand zählt Otte
(a. a. O.) auf, die französischen Monumente bespricht Viollet-le-Duc
(Dict. de YArch. VI, 154). Diese Lichtsäule nun hat Veldeke auf
die Grabkapelle aufgesetzt; er braucht kein durchbrochenes Schutz-
dach an der Spitze der Säule, weil er da nicht eine Lampe brennen,
sondern den Spiegel die Sonnenstrahlen reflectiren lässt. Die Ver-
bindung der Lichtsäule mit einer Art Kapelle ist übrigens auch
nicht Veldeke,s freie Erfindung: die kleine Todtenleuchte zu Schul-
pforta zeigt ebenfalls einen kapellenartigen Unterbau und es ist wohl
möglich, ja wahrscheinlich, dass man im zwölften Jahrhundert den runden
und polygonalen Grabkapellen durch einen solchen thurinförmigen
Aufbau noch eine besondere Verzierung zu gewähren sich bestrebte l).
Muster für seine Schilderung der
1 ff.) Heinrichs von Veldeke Beschreibung
Wundersäule im Sclmstel marveil benutzt.
27'"
als