Tumba.
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wir billig bezweifeln, und es ist viel wahrscheinlicher, dass er in der
nahen Kapelle seine letzte Ruhestätte gefunden hat.
Gewöhnlich sind diese Art von Grabdenkmälern aber aus Stein
oder aus einem steinähnlichen Stuck gearbeitet. Die Tumba selbst stellt
entweder nur einen schlichten, höchstens mit einigen Profilirungen ge-
gliederten Unterbau dar, oder sie ist an den ,_vier Seiten mit Sculpturen
geschmückt. Als Beispiel der ersten Form führe ich die Monumente
Heinrichs des Löwen und seiner Gemahlin im Dome zu Braunschweig an
(Bd. l, Fig. 54 u. 64); die reichere Ausbildung der Tumba wird durch das
Denkmal Heinrichs IV. von Breslau (T 1290), des Minnesingers, in der
Breslauer Kreuzkirche repräsentirt 1). Seltener ist es, dass geradezu die
Todtenbahre die Anregung zur Bildung des Monumentes giebt. Ein
schönes Muster dieser Form linden wir in dem Grabmal des Gaugrafen
Konrad Kurzbold, das im Dome zu Limburg an der Lahn erhalten ist 2).
Der Todte ruht auf einer mit Stoff bedeckten Bahre, die von sechs reich
geschnitzten Füssen getragen Wird. Ganz eigenthümlich ist die An-
ordnung, dass das Bild des Verstorbenen unter die Bahre gelegt wird;
Viollet-le-Duc bildet (Dict. de l'Arch. IX, 51) ein solches Denkmal
aus der Abtei von Longpont ab.
Meist ist das Denkmal nur für eine Person bestimmt und dann
linden wir auch nur eine Portrait-Statue; waren jedoch mehrere in
einem Grabe beigesetzt, so sind auch mehrere Figuren auf der Tumba
angebracht. Einzel-Grabmäler sind sehr häufig; ich erwähne nur
z. B. das des Grafen Ludwig von Arnstein in der Praemonstratenser-
Kirche zu Arnstein (abgeb. bei Fr. Bock, Rheinlands Baudenkm;
Praem-Abtei-K. z. Arnstein S. 17, Fig. 7). Nicht selten haben die
Ehegatten ein gemeinsames Monument sich errichtet oder später er-
halten. Der Art war das Denkmal der Blanscheiiur, das Konrad Fleck
(Flore 1947-2098) beschreibt. Es ruht auf vier ehernen Löwen, ist
aus Marmor mit Vögeln und Thieren verziert, bemalt und vergoldet.
Auf der Deckplatte sah man die Portraits zweier gekrönter Kinder,
die mit einander spielen; Flore bietet seiner Geliebten eine Rose, sie
ihm eine Lilie. Als Muster dieser Form von Epitaphien kann das des
Grafen Gerhard von Geldern (T 1229) und seiner Gemahlin Margaretha
(T 1230) in der Stiftskirche zu Roermond (Fr. Bock, a. a. O. lll:
Roermond S. 21, Fig. 8) dienen. Bekannt ist das gemeinsame Denk-
mal des Grafen Ernst von Gleichen (T 1264) und seiner zwei Frauen
1) G. Büsching, Grabm. d. Herzogs Heinrich IV.
2) Franz Bock, Rheinlands Baudenkmale des
Dom von Limburg, S. 23, Fig. 6.
von Breslau,
Mittelalters.
1826.
2. Serie.
Der