VII.
Tumba.
Die schlichteste Form desselben ist die, dass die Tumba die Gestalt des
Sarkophages erhält. Eine solche Tumba, deren Decke in Form eines
Satteldachs gestaltet und mit einem sculpirten Kreuz, Schwert und Beil
verziert ist, bildet Ernest Feydeau in seiner Abhandlung dnhumations au
inoyen-age" (Didron,Ann. archeoLXV, p. 46) ab. Es ist dies das aus einem
Steine massiv hergestellte sogenannte Monument des Blaubarts, das früher
in der St. Nicolaus-Kirche zu Tiifauges sich befand und jetzt im Museum
zu N antes bewahrt wird. Die Mehrzahl dieser Hochgriibeir aber sind
mehr den Katafalken nachgebildet. Auf dem massiven Unterbau liegt
der Verstorbene lang ausgestreckt, nicht todt, sondern lebend mit
offenen Augen dargestellt 1). Von dieser Art von Grabdenkmälern ist
noch eine ziemlich ansehnliche Menge erhalten, die Mehrzahl ist aus
Stein gearbeitet; seltener sind die aus Bronze gegossenen Monumente.
Von den letzteren dürfte mit das älteste das Epitaphium König Rudolfs
von Schwaben (T 1080) im Dome zu Merseburg sein (abgeb. bei Otte,
a. a. O. 656). Sehr schön müssen die französischen Monumente aus-
gesehen haben, die aus Bronze gegossen, fein ciselirt und mit bunten
Email-Farben colorirt waren. Wir kennen diese interessanten Denk-
mäler nur aus den Aufnahmen der Gaignieresschen Sammlung in Oxford,
da die Kunstwerke selbst während der französischen Revolution zu
Grunde gegangen sind (vgl. I, S. 95). Merkwürdig ist die Beschreibung,
die Wace im Roman de Brut von dem Grabmal des Cadwalan in
London entwirft 2). Da soll man dem Todten zum Gedächtniss eine
Reiterstatue aus Kupfer gegossen haben; in den Hohlraum derselben
wurde die Leiche gelegt und das Kunstwerk sodann auf einem Thore
in London aufgestellt. Es wäre interessant zu ermitteln, ob der Dichter
die Beschreibung erfunden hat, oder ob in der That eine solche Reiter-
statue ehemals vorhanden war. Wir können uns dieselbe ja ähnlich
denken, wie etwa die Standbilder der Scaliger auf ihren Grabmälern
in Verona, oder können vielleicht auch, um uns von der Aufstellung
ein Bild zu machen, an den Triumphbogen des Alfons in Neapel (Jac.
Burckhardt, Gesch. d. Renaissance in Italien, Fig. 114) erinnern. Dass
der Leichnam wirklich in dem Erzstandbilde geborgen war, dürfen
1) Ann. Colon. max. 1167: Siquideln Colonienses ob honoriiicentian1 et
recordationem tarn prestantis viri (Reinoldi archiepiscolai T 14. Aug. 1167) sepulchro
decenter exstructo imaginem ipsius in lapide sculptam superposuerant.
2) 15081: Por lui longement remelnbrer Firent de coivre tresjeter Un chem-
lier sor un cheval En aparellement roial. Le cors le roi ont dedens mis; Puis
Pont sor une porte assis Ä Londres devers Ocidant. Iloc estut bien longemant.
De joste ont fait une capele De saint Martin fu rioe et bele.