Grabplatten.
Tumba.
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die Grabschriften in der Regel sehr lang und ausführlich 1), in Wirk-
lichkeit befleissigte man sich jedoch der grössten Kürze. Auf dem
Grabstein des Herzogs Friedrich des Katholischen von Oesterreich
(T- 1198) zu Heiligenkreuz sehen wir ein Kreuz abgebildet und die
Inschrift eingehauen: (T) XVI 'KL -MAll G) FRIDERIC) DVX
AVSTRIE. Auf einer anderen ebenfalls in Heiligenkreuz befindlichen
Platte sind die Grabschriften zweier österreichischen Herzoginnen
Gertrud (T 1226) und Richardis (vermählt 1225 mit Herzog Heinrich V.)
eingehauen; am äusseren Rande lesen wir: T XIIII KL -MAII-
O GERDRVDIS DE BROVNSWICH DVCISS AVSTRIE am
inneren Rande: VI- K MART G) RICHARDIS -LANTGRAVIA DE
WALTHERSTORF 2). Auf dem in vieler Hinsicht merkwürdigen,
mir noch immer nicht ganz unverdächtigen Grabsteine des Ulrich von
Lichtenstein zu Frauenburg in Steiermark steht die Inschrift: HIE LEIT
VLRICH DISES HOVSES REHTTER ERBE 3). Eine noch reichere
Verzierung erhielt die Grabplatte, wenn auf ihr die ganze Gestalt des
Verstorbenen mit vertieft eingehauenen Contouren dargestellt war. In
der Stephanskirche zu Naumburg an der Saale ist ein solcher Grabstein,
der des Bischofs Riwinus (T 1125), erhalten 4). Merkwürdig erscheint
auch das in der Marburger Elisabeth-Kirche befindliche Denkmal des
Landgrafen Heinrich des Jüngeren (T 1298), da in den vertieften Um-
rissen noch Spuren bunter Bemalung sichtbar sind (v. Hefner, Trachten
d. MA. I, Taf. 81). Besser als in die Steinplatte liess sich die Zeich-
nung in Messingtafeln eingraben. Diese fein gravirten Messingplatten
wurden auf dem Steine befestigt oder in denselben eingelassen und
die eingeschnittenen Contouren durch Ausfüllung mit einem dunklen
oder farbigen Kitt noch deutlicher hervorgehoben. Das älteste Denkmal
dieser Art ist nach Otte (a. a. O. 335) der Grabstein des Bischofs lso
im Dome zu Verden. In der Klosterkirche zu Leubus finden wir das
Grabmal des Herzogs Przemislaw von Steinau (T 1289)5).
Alle diese Grabdenkmäler sind ganz flach gehalten; sie wurden in
das Pflaster der Kirche eingefügt und durften nicht störend Wirken-
Eine andere prächtigere Art von Epitaphieil sind die sogenannten
Tumben. Ueber der Grabstätte wurde ein viereckiger Bau aufgerichtet.
obe Beide von sime lobe, Wie er lop gewunne Von sime kunne Und von andere
siner bidervekeit, Als do was gewonheit.
1) Vgl. Eneit p. 254, 16.
2) Mihth. d. k. k. Commission XVIII, S. 120.
3) Abgeh: Mitth. d. k. k. Comm. XVll, S. CIII.
4) Abgely: Otte, a. a. O. S. 234.
5) Abgeh: H. Luchs, Schlesische Fürstenbilder des MA. (Breslau 1872) Taf. 14,