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VII.
Leichenzug.
Zug in der Kirche angelangt, so wurde die Bahre niedergesetzt und
um dies Paradebett Leuchter und Kerzen gestellt 1).
Oftmals musste aber die Leiche weit transportirt werden, ehe sie
den für das Begräbniss bestimmten Ort erreichte. So wurde die
Gemahlin Rudolfs von Habsburg, Anna, die am 16. Februar 1281 zu
Wien starb, in Basel beerdigt. „Darauf stirbt", so berichtet die Chronik
von Colmar, „die Königin, wird ausgeweidet und ihr Leib mit Sand
und Asche angefüllt. Sodann bestreicht man Gesicht mit Balsam,
wickelt die ganze Leiche in ein wachsgetränktes Tuch und legt ihr
dann kostbare Seidenkleider an. Ihr Haupt wird mit einem weiss-
seidenen Schleier umhüllt, eine vergoldete Krone ihr aufgesetzt. Darauf
wird sie in den aus Buchenholz sehr gut gefertigten Sarg gelegt, die
Hände auf der Brust gefaltet, und dann der Sarg mit Eisenbeschlägen
verschlossen. Nachdem dies vollbracht, wird sie mit vierzig Pferden
nach Basel geführt, und viel Geld brachte man mit, wie geglaubt
wurde. Es waren aber in ihrem Geleite zwei Predigermönche, zwei
Franciscaner, und so viele Damen, als drei Wagen tragen konnten;
ihnen schlossen sich etwa 400 Männer an." Das Grabmal der Königin
ist noch im Basler Münster erhalten (abgeb; Mitth. XIV, p. XVII).
Man wagte jedoch oft nicht eine Leiche, selbst wenn sie einbalsamirt
war, weit zu transportiren und löste lieber die Fleischtheile vom Skelett
ab (vgl. S. 266). Herzog Ludwig von Baiern starb am 2. Februar 1294 zu
Heidelberg „et ibi decoquitur et ossa eius translata sunt in Furstenfeldt
(bei München) et ibi honoriiice sepulta" (Contin. Hermanni Altahensis).
Der Sarg wurde mit einer Decke behängt, die mit den Wappen-
bildern des Verstorbenen benäht war; vor der Bahre her ritt ein
Knappe das Ross des Ritters; die Wappen desselben trug man zum
Zeichen der Trauer die Spitze nach oben gewendet 2).
Eine andere Beschreibung eines solchen Trauerzuges und eines
pomphaften Begräbnisses finden wir in den Chronica de gestis principum,
welche ein Mönch aus Fürstenfeld verfasst hat. Wie ich schon S. 98
erwähnt habe, fand 1290 bei einem Turnier zu Nürnberg, der Sohn
des Herzogs von Baiern, Ludwig, dadurch seinen Tod, dass der Edle
von Hohenlohe, sein Gegner, aus Versehen eine scharfe Lanze (habuit
enim in summitate acutam pollicem, eui niehil est inpenetrabile sed
1) Rom. de Troie 16507. Karl Meinet 96, 62: Euert incl Morant Worden
do gerecket Up zwa. baren gestrecket Dm- up zwcy pellen richc. Was kertzen
bannt sy loueliche Gesatt a1 umb ind umbc, Crutzgewis ind neit dc krümlno.
2) Klage um Graf Werner von Homberg 1131i Lassberg, Liedersazvl 11,324.
Vgl. Parz. 90, 10.