Bahre.
Schmuck der
Leiche.
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Diese Todtenbahren (afr. chaalit, Litiere) waren oft sehr kunstvoll
gearbeitet und aus kostbarem Material hergestellt. Im Roman de Troie
(16485) wird die des Hector beschrieben: sie besteht aus Elfenbein;
die Füsse (pecol) sind mit geschnitzten und vergoldeten Thieren,
Vögeln und Blumen verziert; die Querleisten (espondes) und die
Tragebäume (limon) sind aus Fischbein gefertigt; bedeckt ist sie mit
einem „feltre de paile imperial" (16501). Die Bahre Alexanders des
Grossen hat Tragbäume aus duftendem Cypressenholz, Querleisten aus
Elfenbein, Füsse aus Olivenholz (Alix. p. 545, 12). Heinrich von
Veldeke schildert (Eneit p. 249, 61T.) die Todtenbahre der Kamille.
Die Bänme sind aus Elfenbein 1), die zugehörigen Seile (für die Träger)
aus Seide. Auf der Bahre liegt eine rothsammtene Steppdecke (kolter),
die mit grünem Dimit gesäumt ist; das Haupt der Todten ruht auf
einem mit Flaumfedern gefüllten Kissen, und mit einem kostbaren
lang herabreichenden Seidentuche ist die Leiche bedeckt. Eine Vor-
stellung einer solchen Bestattung giebt uns das Relief der bronzenen
Thür vom Dome zu Gnesen, welches die Ueberführung der Leiche des
h. Adalbert verführt.
Fürsten wurden in vollem Ornate auf dieser Bahre zur Beerdigung
getragen. Von Heinrich 11., dem englischen Könige, der am 6. Juli 1189
zu Chinon stirbt, erzählt Matthaeus Paris: „am folgenden Tage aber lag
der König, als er zur Bestattung getragen wurde, mit unbedecktem
Angesicht, gehüllt in die königlichen Gewänder, auf dem Haupte die
goldene Krone, Handschuhe an den Händen, goldgewirkte Beinkleider
und Sporen an den Füssen, am Finger einen igrossen Ring, in der
Hand das Scepter, umgürtet mit dem Schwerte." Vor der Leiche her
trug man brennende Glaslampen, die, mit Balsam gefüllt, die schönsten
Wohlgerüche verbreiteten 2). Die Leidtragenden begleiteten die Bahre
zu Fuss und hatten in ihren Händen brennende Kerzen 3). War der
sevelir Devant Pautel, au mostier saint Bertin; p. 147: Le eors laverent et d'iave
et de vin, Li quens meismes ses blanches mains i mist; D'un iil de soie le restraint
et cousi, Puis Penvolupe en un drap de samis. En c-uir de cerf font 16 barßn
covrir, Font une biere.
1) Vgl. Titurel 961: Ein riche bar von Wizzem helfenbeine, Das ober teil
von golde.
2) Titure1962: Sehs gleser lanc, klar, luter sam die sunne. Die trug 1112m
fuer die bare, man iaeh daz allez balsam dar inne brunne.
3) Eneit p. 250, 30: Mit der bäre gienc her ze füz Eine güte wile, W01 eine
halbe mile, Turnüs der Wigant. Ein kerzen trüch her an der haut, Ein wo]
brinnendez liebt, Des ne wolder enberen nieht. Sam täten alle geliche Arme unde
riche, Die dä mit im wären. Si giengen mit der bären Und trügen an den banden
Kerzen, die lieht branden.