Volltext: Das höfische Leben zur Zeit der Minnesinger (Bd. 2)

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VII. 
Einbalsamirung. 
Das erste war also immer, dass man die Weichtheile aus dem 
Leichnam entfernte 1). Sie wurden in Leder eingenäht und in einer Kirche 
bestattet?) Richard Löwenherz verordnete, dass sein Leichnam in 
Fontevrauld zu Füssen seines Vaters, sein Herz in Rouen, seine Ge- 
weide, sein Blut und Hirn bei Charrou (Chaluz) begraben werde 
(Rog. de Hoveden). Den so vorbereiteten Körper wusch man sauber, 
bestrich ihn dann mit Balsam und füllte ihn mit stark duftenden, die 
Verwesung verhindernden Spezereien 3). Hatte man diese Stoffe nicht 
zur Hand, so genügte es auch, den ausgeweideten Leichnam mit Salz 
und Asche zu füllen 4). Noch einfacher war die Art, wie man den 
h. Ulrich, Bischof von Augsburg, nach seinem am 4. Juli 973 erfolgten 
Tode bestattete. Er hatte bestimmt, er solle in die blosse Erde ge- 
legt und nur ein hölzerner Deckel über seinen Leichnam gedeckt werden. 
Da bekleidet die fromme Frau Hiltegart, Gemahlin des Grafen Riwinus, 
die Leiche wenigstens mit einem wachsgetränkten Hemd (camisale 
cera perfusum; Gerhardi Vita S. Oudalrici, MG. VI, 414). 
Wurde der Todte an dem Orte selbst begraben, WO er gestorben 
war, so hüllte man ihn in kostbare Seidenstoffe, die man fest um den 
Leichnam band 5), und legte ihn so zuerst auf eine Bahre. 
1) Ann. Rodenses1125: Kaiser Heinrich V. stirbt in Utrecht und wird evi- 
scerato corpore nach Slaeiei- gebracht.  Rom. de Troie 16463: Premierement l'0nt 
desarme Et de blanc vin set feit lave, En chieres especes boliz. Avant qu'il fust 
enseveliz, L'0rent bien aromatizie E del eors soyent sachie, Ostee en ont bien 1a 
comille Feie et pohnon et l'autre entraille. L0 eors ont dedenz embasme. 
2) Vita Riehardi Abb. S. Vitoni Virdun. 10: Viscera corio insuta, ibi reposuit. 
 Vgl. H. 0m, Hdb. a. kirehl. Kunstarchä0l0gie4 s. 242.  
3) Parz. 107, 5: Gebalsemt wart sin junger rä.  Wolfr. Tit. 21: Si muose 
gearömätet und gebalsemt ä schöne werden.  Titurel 960: Gebalsemt, gearomatet 
wart Gamuret mit Hizze; Ein pfelle nicht gerotet wart da braht vil riche in gantzer 
Wizze. Dar in wart er geparriret schone.  Guil. de Nzmgiaco, Geste. Philippi 
regis (Bouquet, Ree. XX, 482): Cuius (des Königs 'l'hibzx.ut von Navarra.) corporis 
interiora trahentes imiinistri tELllS officii, quia diu propter sui lmtrefactionem deferri 
uon possent, in quadam villae ecclesia ea more debito terrae tradiderunt. Corpus 
vero multa. lotione mundatuixx sale et odorifeiis aromatibus ad IDIIÜTGfäLClBlOIIiS et 
odoris pestiferi reinedium diligenter conditum sui in loculo reservantes secum in 
Franciaan detulerunt. 
4) Joh. Turpini historia de gestis Caroli Magni XXVII: Tunc defunctorum 
corpora. amici eoruin diuersis aronmtibus condiuerunt, alii myrrhzu, alii balsamo, 
alii sale diligenter laerfuderunt, multi corpora per ventrem findebant et stercora 
eiiciebant et sale,  alia aromata. non habentes, condiebant.  Chron. Montis Sereni 
1192: Erzbischof Wichmann von Magdeburg wird nur mit Salz consewirt.  Vgl. 
Chron. Colmar. 1281 (s. S. 406). 
5) Nib. Z. p. 159, 4: In einen richen pfellel man den töten wantl  Tit. 961: 
Dar in wart er gebunden mit einer borten ture.  Garin II, p. 146: Pius fait le 
cors del chevalier ouvrir Et le dedans en paile recoillir, Et puis le {ist richement
	        
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