Volltext: Das höfische Leben zur Zeit der Minnesinger (Bd. 2)

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VII. 
Tod. 
er lag, durfte Niemand betreten, damit sich die Kunde von seiner 
Krankheit nicht zu schnell verbreite; nur vier von den Vornehmsten 
waren ausgenommen; denen stand es frei, einzutreten und ihn zu 
besuchen. Der König, doch ungewiss, ob er genesen werde, rief mit 
Briefen seine Mutter herbei, die in Fontevrauld weilte, und stärkte sich 
durch Empfang des lebenbringenden Sacramentes vom Leibe des Herrn, 
nachdem er vorher seinem Capellane gebeichtet hatte, zum Tode. Des 
Empfanges jenes Sacramentes hatte er sich, wie man sagt, aus Ehr- 
furcht vor so grossem Geheimniss sieben Jahre lang enthalten, weil 
er in seinem Herzen einen tödtlichen Hass gegen den König von 
Frankreich trug. Seinen Tod verzieh er und auch dem, der ihn ge- 
troffen, und so beschloss er am T. April, am elften Tage nach seiner Ver- 
wundung, nach Empfang der letzten Oelung, als der Tag schon zu Ende 
ging, sein Leben. Sein Körper wurde ausgeweidet zu den Nonnen von 
Fontevrauld gebracht und am Palmsonntage (11. April) mit königlichen 
Ehren neben seinem Vater von dem Bischof von Lincoln beigesetzt." 
Kam nun die letzte Stunde heran, so dachte der Sterbende zunächst 
daran, sein Haus zu bestellen, dann aber sich mit Gott zu versöhnen. 
Reiche Vermächtnisse wurden Kirchen und Klöstern zugewendet, die 
Armen wurden bedacht 1), dann beichtete er, empfing das Abendmahl 
und die letzte Oelung 2) und ging so in der Hoffnung auf einen milden 
Richter, „eine iroeliche urstende" hinüber 3). Zuweilen legt er vor dem 
Tode noch ein Busskleid 21.114). 
Nach dem Tode der Könige herrschte oftmals die grösste Ver- 
wirrung. Als Wilhelm der Eroberer am 9. Sept. 1087 des Morgens 
starb, Hohen sofort die Leibärzte (archiatri) und alle Vornehmen; das 
Gesinde "raubte alle Walten, Geiässe, Kleider und Leinenzeug, dazu 
den ganzen königlichen Hausrath, liess die Leiche des Königs fast nackt 
auf dem Hausflure liegen und floh" (Ord. Vit. VII, 16). Und ähnlich 
1) Titurel 932: (Gahlnuret spricht zu Tschonatulander) Gedenke miner sele 
mit helferichen Gingen, Daz die von aller quele werde erlost. ahnusen soltu bringen 
In hospital und guten religiosen Der Wort zu himmel dringent vil seldenreich ouz 
und ouz klosen. 
2) Braunschw. Reimchr. 4640: Mit grozer ruwe unto leydhe Theta her (Hein- 
rich der Löwe) eine bicht. D0 11er sich so hzbtte bericht, Als islichen kristenen 
zampt, Daz here brot und daz zunpt Dher heyligen olegunghe Mit lebe grozer 
gerunge Untphinc her und daz Wäbphell kleyt, Dhzunit dhem tuvelc Wirt untseyt 
Und aller siner lage.  Parz. 106, 21: Übr in kom sin kappelän. Er sprach mit 
kurzen Worten sim Sine bihte. 
3) Kindh. Jesu 67, 5: Daz wir froelichen ersten An der jungisten urstende. 
4) Chron. des ducs de Norm. 26394: Dunc a, une hnire vestue Aspre et poi- 
gnant ü. 1a. char nue Ä Piglise 1i font convei.
	        
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