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In den Klöstern war immer einer oder der andere von den Brüdern
in der Medicin erfahren. Sie waren es, die dem auf einsamer Burg
lebenden Ritter und seinen Angehörigen Wohl im Falle der Noth zu
Hülfe eilten. An den Höfen der Fürsten hatte man immer tüchtige
Aerzte zur Hand, die ihrem Herrn auf allen Reisen folgten und ihm
sowohl als dem ganzen Hofstmrtcx mit ihrer Kunst beistanden 1).
Richard Löwenherz hatte leider, als ihn bei der Belagerung von
Chaluz am 24. März 1199 der Pfeil traf, keinen Arzt bei sich und musste
sich dem Feldscherer seines Freibeutercorps anvertrauen. Johannes de
Oxenedes berichtet, wie der Pfeil den König über der linken Schulter
am Halsgelenk traf. „Der König, immer seines lVluthes wegen zu
loben, stiess, als er die Wunde empfing, keinen Seufzer, keine Klage
aus, zeigte keine Traurigkeit im Gesicht und in seiner Haltung, um
nicht die Seinen zu betrüben oder gar zu entmuthigen, die Feinde
aber wegen der empfangenen Wunde noch kecker zu machen. Dann
aber ging er, als 0b ihm nichts Schlimmes begegnet, während die
Meisten nicht ahnten, Welches Unglück sich ereignet, nach seinem
nahe gelegenen Quartiere, zog den hölzernen Pfeilschaft aus der Wunde
und zerbrach ihn; aber die eiserne, eine Spanne lange Spitze blieb
im Körper stecken. Als der König so in seinem Zimmer lag, schnitt
ein Chirurg aus der nichtswürdigen Bande des Mardatheus (s. S. 167)
gar zu sehr und übermässig und verwundete den König tödtlich, konnte
aber beim Scheine der im Hause augezündeten Laternen die Eisen-
spitze, die in den fleischigen Körper gar tief eingedrungen War, weder
auf eine sanfte Art finden, noch, als er sie durch das Schneiden ge-
funden hatte, sie ohne Anwendung grosser Gewalt herausziehen.
Nachdem also sorgsam Medicamente und Pflaster aufgelegt waren,
fingen nachträglich die Wunden an schlimm zu werden und sich
schwarz zu färben, vpon Tag zu Tag mehr anzuschwellen und endlich,
da der König sich unmässig hielt und um die Vorschriften der Aerzte
nicht kümmerte, todesgeführlich zu werden. Das Zimmer, in dem
XVII]: Nullus quoque clericus rottariis aut balistariis aut huiusmodi viris samgui-
num pmeponatur, nec illmn chirurgiae pau-tem subdiaconus, diaconus vel sacerdos
exercemlt, quue ad ustionem vel incisionem indueit. Nec quisqualn laurgationi
aquue iervcntis vel frigidae seu ferri candentis cuiuslibet benedictionis auf; c0n-
secrationis impendamt, sulvis nihilo minus prohibitionibus de monomachiis sive duel-
lis zmntea, luromulg-atis.
1) Radulfus de Coggeshall nennt 1205 den Leibarzt des Erzbischofs Hubert
von Canterbury, Henricus le Afaitie. Gesta Trevirorum (ed. Wyttenbach I, 189):
Habebat autem inter eos (seil. medicos, Egilbertus archiepiscopus Trevirensis)
Judaeum quendam Josue nomine physicae arhis eruditissilnuln; IT, 138: Magister
Petrus physicus Rudolphi regis Alemnnniae.
Schultz, höf. Leben. 1I. Qß