Das Kriegerleben stärkte allerdings die Körperkräfte, griff sie
aber auch an. Viele solche Feldzüge wird schwerlich ein Ritter aus-
gehalten haben; die Entbehrungen, die Strapazen waren doch sehr
gross, und wenn die volle Jugendkraft nicht mehr vorhanden War und
sie ertragen half, dann mögen sich auch so manche üble Folgen für
die Gesundheit gezeigt haben. Wir können nicht feststellen, welches
Alter durchschnittlich die Männer in jener Zeit erreichten, nur für
einige Fürsten sind uns die Geburtsjahre bekannt. Die deutschen
Kaiser und Könige sind durchschnittlich 48 Jahre alt geworden; sehen
wir von denen ab, die einen gewaltsamen Tod fanden, so ist ihr Durch-
schnitts-Alter etwa 501112 Jahr. Nur Rudolf von Habsburg hat die
siebzig überschritten. Die französischen Könige wurden durchschnittlich
etwa 52 Jahre alt, und der älteste unter ihnen, Ludwig VII, starb sechszig-
jährig. Ein höheres Alter erreichten die englischen Könige (58 Jahre);
aber auch nur einer, Eduard 1., ist über 70 Jahre alt geworden.
Wenn die Kräfte abnahmen, die Gesundheit zu wanken begann,
dann war es Zeit, dass der Ritter sich zurückzog und im Frieden die
letzten Jahre seines Lebens zu verbringen sich anschickte. Ein krank-
licher Mann taugte nicht mehr für Turniere, noch weniger war er
geeignet, an Feldzügen sich zu betheiligen. Die Helden der Karlssage
trotzen allerdings dem Alter, und ein Nayines von Baiern ist ungeachtet
seines weissen Bartes noch ein Kriegsheld ersten Ranges, und so sind
auch Hildebrand, der alte Wate, Rüdeger noch als Greise im Voll-
besitz ihrer Kraft, mit der sich nun Lebenserfahrung und Weisheit
paart, aber es fragt sich, ob die Mehrzahl der Ritter sich in der glück-
lichen Lage befunden habe, noch mit grauem oder weissein Haupte
die Anstrengungen zu ertragen, denen eben nur der jugendliche Körper
gewachsen war.