Freier
Abzug der
Stadtbewohner.
Grausamkeit.
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würden. Otto Morena erzählt nun weiter: „A1n nächsten Donnerstage
(24. April) im -_la.hre nach des Herren Menschwerdung 1158 Hessen, als
die Sonne schon zum Untergange sich neigte, alle Einwohner von Lodi,
Männer und Frauen, Gross und Klein, ihre Häuser und alles sonstige
Besitzthum im Stiche, schlossen die Thüren ihrer Häuser zu nur
die Hunde und Katzen blieben zurück und Hohen Alle einmüthig
die ganze Nacht hindurch nach Pizzighettone, das zwischen der Adda
und dem Serio gelegen ist. Wer sie da gesehen hätte, die Frauen,
die eines von ihren Kleinen am Halse, ein andres auf den Armen
trugen, andre hielten sich an dem Saume ihrer Röcke fest, die übrigen
gingen klagend hinterher; sie selbst fielen mit den Kindern oftmals
in Gräben; die Vornehmen (capitaneos quoque grandes) und ihre Ge-
mahlinnen, die, Weil sie keine Pferde hatten, so gut sie konnten, zu
Fuss marschirten, und deren viele samnit ihren Frauen schreiend in
die Gräben fielen, denn es war Nacht und es regnete auch wer sie
da gesehen, der wäre, so heiteren Sinnes er sonst sein mochte, vor
Erbarmen traurig geworden, hätte aus Mitleid Thränen vergossen.
Als sie aber nach Pizzighettone gekommen Waren, da Waren keine
Häuser und keine Unterkunft zu finden, denn der Ort war zu klein,
eine solche Menge aufzunehmen, und so mussten drei, auch vier Fami-
lien in einem kleinen Hause unterkornnien, und so beengt wohnten sie,
dass fast Einer auf dem Anderen lag. Wegen dieser Ueberfiillung und
Wegen der Luftveränderung 1), da es Sommer war, dann auch wegen
der Veränderung der Speisen und hauptsächlich des Wassers halber,
das sie, die nicht Wasser, sondern guten Wein zu trinken gewöhnt
waren, jetzt täglich tranken, starb eine so grosse Menge Männer und
lTrauen, besonders aber kleine Kinder, dass man sie kaum den Tag hin-
durch zu beerdigen vermochte. Und so geschah es, dass von der einen
Seite der Adda die Leichen zum Begräbniss nach S. Pietro in Piroli
getragen wurden, weil der Boden des Kirchhofes am Orte selbst nicht
zur Aufnahme so vieler Leichen ausreichte."
Die damalige Zeit ist eben nicht so weich wie die Gegenwartgestimmt.
Vor Tortona lässt Friedrich l. Galgen errichten und jeden Gefangenen
Angesichts der Stadt sofort aufhängen; als die Veronesen einen Ueber-
fall gegen ihn wagen und Tausend von ihnen in seine Hände fallen,
lässt er zweihundert Gefangenen Nasen und Lippen abschneiden, andre
zweihundert aufhängen, den Rest in Ketten legen (Otto Morena).
Und die Italiener sind nicht minder grausam, Bei der Belagerung
ex mutatione harre,
quam mutaverant.