Freier
Abzug
Stadtbewohner.
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gegen seinen Herrn empört hatte und von demselben überwunden
worden war, einen Sattel auf den Rücken nahm und deniüthig so vor
jenem erschien, seine Gnade aniiehend 1). Es ist dies eine Anticipation
der Strafe, die ihm auferlegt werden konnte, denn wir wissen, dass
damals edle Landfriedensbrecher, ehe die Todesstrafe an ihnen voll-
zogen wurde, Hunde, Dienstmannen den Sattel, Bauern ein Pflugrad
tragen mussten 2).
Günstig waren immer noch die Bedingungen zu nennen, wenn
den Bürgern der Stadt freier Abzug und Mitnahme ihrer Habe, so viel
sie von derselben tragen konnten, zugestanden wurde. Bei der Er-
oberung von Weinsberg 1140 gab, so erzählen die Annales Colonienses
maximi, König Konrad lll. „den Frauen aus königlicher Gnade die
Erlaubniss, mitzunehmen, was sie auf den Schultern forttragen konnten.
Diese gedachten der Treue ihrer Gatten und sorgten für die Sicher-
heit der Männer, liessen ihren Hausrath zurück und kamen heraus, in-
dem sie auf den Schultern ihre Männer forttrugen. Als der Herzog
Friedrich dies verbieten wollte, sagte der König, die Schlauheit der
Weiber begünstigend, es zieme sich nicht, ein Königswort zu ändern."
Bei der Einnahme von Crenia gestattete 1160 Kaiser Friedrich l. den
Bewohnern allen, Männern und Weibern, freien Abzug und erlaubte,
dass auch sie so viel mitnehmen durften, als sie auf einmal zu tragen
vermochten. Am 27. Januar zogen 20,000 Einwohner (Ragew. Gesta
Frid. lll, (S2) aus der Stadt, froh des geschenkten Lebens, trauernd
über ihre verlorenen Besitzthümer. Der Kaiser verehrte den treuen
Leuten aus Lodi die Rüstungen, die in der Stadt sich vorfanden. Dann
1) Rom. de R011 7353: Quant 51. Richart vint li Quens Hue Une sele {u sun
col pendue Sun (los oi-Fri im clievalchier; Ne pout plus sei humelier: Si esteit
costluue im. cel jur De querre merci i: seignour. Chrom. des ducs de Norm.
29660: Desus son col prist une sele; Hontos, lalaissiez de son orguil Si qu'en ler-
mes li sunt uil, Vinb ä. Richart trestoz nuz piez, Devant lui s'est liumeliez; La
sele li fu sor le (los: Ne fu si liarrliz ni si os Qui ]'en osast faire lever. Iteu sem-
blant solent mostrer Cil qui de merci erent loing; Par vive force e par besoing
Se rendeient si senz clangier Tuit onseleä ä chevauchier; 30364: Guillaume (de
Belesme) quist merci e out; Mais unques aveir ne 1a pout, De ci que toz humiliez
S'en eissi del chastel iiuz piezÄ son 001, cum autre frarin, Une viez sele de ron-
cin. Vgl. J. Grimm, RA. 718.
2) Ott. Frising. Gesta. Frid. II, 28: Denique vetus consuetudo pro lege apud
Francos et Suevos inolevit, ut si quis nobilis ministerialis vel colonus eoram suo
iudice pro liuiusmodi exccssibus reus inventus fuerit, antequam mortis senteiitia
puniatur, ad confusionis suae ignominiam nobilis can ein, ministerialis sel-
lam, rusticns arafri rotam de comitatu in proximmn comitatum gestare coga.
tur. Guntherus Ligurinus V (ed. Reuber, Script. 351) Vgl. J. Grimm. RA_ 715,
25?