Volltext: Das höfische Leben zur Zeit der Minnesinger (Bd. 2)

Rüstung. 
ausdrücklich von den Stosslanzen (afr. lance) unterschieden 1). Sie sind 
schon aus praktischen Rücksichten nicht mit Fahnen versehen, aber 
oft machen die Dichter auch in dieser Hinsicht Confusionen, indem 
sie die Ritterlanze als espie bezeichnen?) Gewöhnlich ist der Wurf- 
speer nur die Waffe des Sarazenen 3) oder des Fnsssoldaten. Von der 
Ausrüstung der Fusstruppen wird später gehandelt werden. 
Gegen diese Angriifswaifen hatte sich der Ritter vorzüglich zu 
schützen; mit ihnen hatte er fast ausschliesslich zu rechnen, weniger 
kamen die Waffen der Infanterie für ihn in Betracht, da die Gefechte 
meist durch den Kampf der Ritterschaaren beider Parteien ent- 
schieden wnrden. Der Ritter sucht sich nun gegen die feindlichen 
Waffen zu sichern, indem er einmal seinen und seines Rosses Leib 
so unverwundbar wie möglich macht, durch eiserne Rüstung ihn be- 
schützt, dann aber auch die feindlichen Stiche und Hiebe geschickt 
zu pariren sich bemüht. Den ersteren Zweckerfüllt die Rüstung, für 
den anderen ist der grosse Schild bestimmt. 
Die Frage über die Art der Rüstung, welche in unsrer Zeit üblich war, 
ist oft genug aufgeworfen, im Ganzen auch zutreffend beantwortet worden; 
doch giebt es immerhin so manche Punkte, die noch riecht zweifelhaft 
erscheinen. Grade Rüstungsstücke sind uns aus jener Zeit gar nicht er- 
halten; die Beschreibungen sind oft sehr vag und vieldeutig, die Abbil- 
dungen, Miniaturen, vor allem Siegel, dann auch Sculpturen lassen das 
Gefüge der Rüstung doch gar zu wenig erkennen,'und so bleibt denn Man- 
ches noch recht dunkel, wird sich auch schwerlich je ganz aufklären lassen. 
Die gesammte Rüstung heisst Sarwät4), Wicgewantä), Wicgeserwe"), 
St1ir1ngewvant7), Stritgewvzint S), gewöhnlich aber Harnasch U). 
D6 sah man über hehne vliegen managen gör Durch die liehten Schilde von der 
ciegene hant; p. 312, 6: Dö schuzzen si die gäre mit kreften von der hant Durch 
die vil vesten schilde. 
1) Ren. de Mont. p. 239, 28: Mais guerpisse Tespiä por 1a, nostre amistö Eh 
si prenge une lancc, si voist im lui joster; p. 240, 36: Lors geta. son espiö trüs 
ennii le nrarois, Et ab prise une lzunce Z1. Girzu-t Tespanois. 
2) Ren. de Mont. p. 229, 14: Et saisi  espieä par mult ruiste fiertä Ä -v  
claus de {in or le confanon fremä, Li fers fu poitevins brauch-ans et afiläs. 
3) Parton. 19876: Dä, von begreif er sinen spiez, Den schöz er näch im unde 
swanc S0 krefticlichen, daz er (lranc In sin ors vil unbetrogen.  Guill. d'Orenge 
IV, 1388: Läm ont paiien Vivien assaillu: Lancent li lances et dars dhcier molu. 
4) Sam Mm-te a. a. O. p. 5. 
5) Biher0lf' 109. 
6) Ecken liet 55, 6.  Wblfdietr. A 459: geserwe. 
7) A1pha14s121: Nil langt mir ein gesmitle ein vrömdez sturmgewant-Ortnitß. 
8) Luarin 2232. 
9) San Marte a. u. 0. p. 8.
	        
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