Volltext: Das höfische Leben zur Zeit der Minnesinger (Bd. 2)

Minenkrieg. 
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Maschinen nicht hergestellt werden konnten, den Kriegern zu wider- 
stehen, die rölnischen Frauen ihre Haare abschnittell und sie ihren 
Männern übergaben. Mit ihnen wilrden die Maschinen hergestellt und 
die Gegner so zurückgetrieben. Es zogen, wie Vegetius sagt, diese 
züchtigen Frauen vor, mit ihren Männern entstellten Hauptes zu leben, 
als mit unversehrtem Haarschmuck den Feinden dienstbar zu sein. 
Auch viel. Tllierhörner zur Reparatur der Balisten und Bogen, Häute 
zunl Schutz der Maschinen und anderer Bauteil gegen die Brände der 
Feinde, sind in die Festung zu schzlffen. 
„Cap. XXII. Oben wurden drei Arten erwähnt, belagerte Festungen 
anzugreifen: durch Minen und unterirdische Gange, durch Steinschleuder- 
maschinell, durch Bauten, die an die Festungslnzluer getrieben werden. 
Wenn wir also den Belagerern gelehrt haben, auf besagte Weisen die 
Belagerten zu bekämpfen, so bleibt uns jetzt übrig, zu erläutern, wie 
gegen diese Angriffe die Belagerten sich zu vertheidigen im Stande 
sind. Zuerst werden wir von den Mitteln gegen den Angriff durch 
Minen sprechen. Da können wir zwei Mittel anführen. Das eine sind 
tiefe, wassergefüllte Gräben. Denn wenn die Festung von tiefen 
Wassergraben unlgeben ist, so finden die Belagerer dadurch ein Hin derniss. 
Minen oder unterirdische Gange anzulegen. Gesetzt jedoch, die Gräben 
könnten nicht mit Wasser gefüllt werden, so hindern sie doch durch 
grosse Tiefe und Breite die Anlage unterirdischer Gange, da auf diese 
Weise nur dann Festungen angegriffen werden können, wenn diese 
unterirdischen Gänge tiefer sind als die Gräben. Die belagerte Festung 
steht entweder auf festem Felsgestein und dann kann wegen der Härte des 
Gesteines nur schwer der Angriff mit Minen zur Ausführung gebracht 
werden; oder sie steht auf einem leicht zerbröckelnden Fels oder auf dem 
blossen Erdboden, und dann kann sie leicht untergraben werden und ist 
lnit tiefen Gräben zu befestigen. Das zweite Mittel gegen die Minen und 
unterirdischen Gange ist, in der belagerten Festung einen ilnterirdischen 
Gang zu bauen, der dem von dem Belagerer getriebenen entspricht. 
Wenn nämlich die Festung keine tiefen Wassergraben hat und des- 
halb den Angriff durch Minen befürchten muss, so müssen die Be- 
lagerten aufmerken, ob sie an gewissen Zeichen erkennen, dass die 
Belagerer Minen zu graben anfangen, und wenn sie es gemerkt haben, 
sofort einen anderen unterirdischen Gang bauen, der jenen Minen ent- 
spricht, und zwar so, dass dieser Gang gegen die Belagerer gerichtet 
ist. Und dann muss in diesem so gebohrten Gange, dessen einen 
Theil die Belagerer, dessen anderen die Belagerten gebaut haben, ein 
fortwährender Kampf stattfinden, damit durch diesen Gang die Belagerer
	        
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