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wird
Kriegsmaterial
angeschafft.
keine Brunnen anlegen kann, so baut man Cisternen, damit der Ueber-
Huss des Himmelswassers den Mangel des anderen Wassers ersetzt.
Wenn die laelagerten Festungen am Meere liegen und man kann nur
salziges Wasser bekommen, weil das süsse Wasser zu weit entfernt
ist und die Belagerer das Schöpfen desselben verhindern, so kann man
vermittelst Wachs das Salzwasser süss machen. Denn wie Aristoteles
in „de llIeteoris" sagt (secundum philosophum in methauris): was vom
Salzwasser durch die Poren des Wachses durchgeht, das ist süss. Man
muss auch eine Menge Essig und Wein in die Festung bringen, damit
durch das blosse Wassertrinken die Krieger nicht schwach werden und
dann nicht mannhaft den Belagerern widerstehen können. Nachdem
gezeigt worden ist, welche Mittel man gegen den Hunger und den
Durst, durch die gewöhnlich die Festungen zur Uebergabe gezwungen
werden, anzuwenden hat, erübrigt noch zu sagen, welche Vorkehrungen
zu treffen sind, damit eine belagerte Festung nicht durch Sturm ge-
nommen wird. Man muss also in die belagerte Stadt oder Burg eine
grosse Menge Schwefel, Pech und Oel schaffen, um die Maschinen der
Feinde zu verbrennen. Eisenzeug und Bauholz sind in gebührender
Quantität zu besorgen 1). Aus dem Holze werden Schäfte für Pfeile
und Wurfspeere gemacht, auch die für die Festung nöthigen Bauten
hergestellt. Mit dem Eisen bessert man die WaJTen aus, schmiedet Speer-
und Pfeilspitzen und Anderes, mit dem man die Belagerer befeinden
kann. Ein grosser Eisenvorrath ist schon deshalb nützlich, weil er
dazu dienen kann, wie im folgenden Capitel sich zeigen wird, die
Bauten und Maschinen der Belagerer zu zerstören. Auch Rollsteine
aus den Flüssen müssen in Menge in die Festung gebracht werden,
da sie fester und besser zum Werfen geeignet sind, und sie sind auf
den Mauern und Thürmen aufzuhäufen. Gepulverter Kalk ist in grossen
Massen in die Festung zu schaffen und mit ilnn füllt man zahlreiche
Gefässe an, die man, sobald die Belagerei" sich den Mauern nähern,
auf dieselben wirft; sie zerbrechen, der Staub dringt den Belagererrl
in die Augen und greift sie so an, dass sie wie Blinde niedergemacht
werden können. Auch ein tüchtiger Vorrath von Sehnen und Seilen
erweist sich für eine Festung vortheilhaft, wegen der Herrichtung der
Balisten und Bogen u. dglß). Wenn die Sehnen fehlen, kann man
Pferdehaare oder Frauenhaare verwenden. Vegetius erzählt nämlich,
dass, als den Römernli) der Vorrath von Sehnen ausgegangen war und die
Vegetius IV, 8,
Vegetius IV, 9.
in obsidione Capitolii.
ibid.