Ingenieure.
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Steine auf die Brücke und zerstörte sie theilweise, so dass die anderen
Deutschen, die dem Herzoge naehlaufen sollten, ihm weiter zu folgen
nicht wagten. Doch die Creinenser stürmten, sobald sie merkten, dass
die- Brücke gebrochen sei und die anderen Deutschen dem Herzoge nicht,
folgten, auf den Herzog und seine Ritter tapfer los und brachten sie
mit Steinen, Schwertern und Lanzen, zumal mit Spiessen (cutonibus)
so ins Gedränge, dass der Herzog etwas verwundet mit einem Theile
seiner Ritter in das Castell zurückging, ein anderer Theil, der über die
Brücke in das Castell sich zurückzuziehen nicht vermochte, stürzte
sich ausserhalb der Mauern von der Brücke in den Graben. Die
Üebrigen, die "über die Brücke des Marchisius gegangen waren, kehr-
ten ohne Erfolg in den Bau, von dein sie ausgegangen, wieder zurück,
da die Creinenser ihnen kräftig Widerstand leisteten." Ob die Leute,
die so nachlässig des Kaisers Befehl ausgeführt hatten, zur Rechen-
schaft gezogen wurden, berichtet unser Gewährsniann nicht. Fünf
Tage später capitulirte Crema.
Alle die Maschinen, die zur Belagerung oder Vertheidigung einer
Festung erbaut werden, heissen Antwerc (rnlat. ingenia, afr. engins).
Die Leute, welche sie zu bauen verstehen, heissen Antwercmeister2),
lngeniarii, Engigneour. Einige berühmte Ingenieure werden uns von
den Geschichtsschreibern genannt. So ist der Magister Guitelmus
Ingenieur der Mailänder und wird in den Annalen von Mailand (Liber
Tristitiae 7. 9. 18) 1156-60 öfters erwähnt. Ein Alamannus de
Guitelmo, vielleicht der Sohn des eben erwähnten Meisters, ist 1196
„Encignerius" der Stadt Mailand und laaut die Gräben und Palissaden
in Piacenza (Ann. Plac. Guelli). Marohisius war 1159 der Ingenieur
der Cremenser. Otto Morena nennt ihn „sehr erfindungsreich und
allen Meistern, die damals in Crema waren, überlegen"; er hatte "beinahe
alle Mangen und Petrarien, Schutzwehren (scriinalia) und andere Bauten
sowie die Vorkehrungen zur Vertheidigung von Crema mit seinem
wunderbaren Genie erbaut." Er war in der That ein Meister von
grosser Berühmtheit; nur mit Gewalt hatten ihn die Mailänder in
1) Parz. 205, 30: Daaz üzer antwerc wart verbrant: 11- ebenhoehe unde ir mzmgen.
Willeh. 230, 9: Daz ez die üzeren vorhten, Die de antwerc gein ir worhten.
Kudr. 1385, 1: Antwerc diu besten, Heizet seilen W01 gegen disen gesten; cf. 555, 1.
Wigal. p. 279, 30: Die sarjande an den graben Mit antwerke giengen.
Ottokar von Steier CCCI: Vil wägen hiez er vasszen Mit rutten und mit phetern
Und mit antwerich SWBIII Und Waz darezu gehört, Da. man purg mit stört.
2) Ottokar von Steier CCCXLIII: Die antwerich meister hört ich jehen Und
habe Quch gglber gesehen Die werich, die do gericht sein Auf kecken und
auf kalein.
Schultz, hüf. Leben. H. 24