Volltext: Das höfische Leben zur Zeit der Minnesinger (Bd. 2)

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Widder. 
lugerungsmaschine eine Katze nennen  Otto Morena erzählt, dass 
bei der Belagerung von Creme. 1159 Kaiser Friedrich l. eine Katze 
brauchte, die später mit einem Mauerbrecher ausgerüstet wurde. 
„Darauf liess der Kaiser eine sehr grosse Katze (gattum)  eine gleiche 
oder ähnliche hat man nie gesehen  zusammen mit einer kleinen 
Katze an den Graben der Festung bringen und befahl den Graben 
mit Erde auszufüllen    Als der Weg so vorbereitet war, laegannen 
die Deutschen die Katze mitten über den Graben vorzuschielaen    
Die Katze war, grade über den Graben fortschreitend, schon nahe 
an die Mauer derFestung gelangt. Es war aber in der Katze selbst 
ein eisenbeschlagener Balken, den man Barbizellum nannte, und diesen 
Balken schlenderten die in der Katze waren mehr als zwanzig Arms- 
längen (brachiis) vor und stiessen ihn an die Mauern der Festung und 
bearbeiteten so die Mauer, dass sie mehr als zwanzig Armslängen 
derselben zu Falle brachten." Philipp Jaffe liest in seiner Ausgabe des 
Otto Morena (MG. XVHI) Barbizellum. Barbicello ist ein Fäserchen, 
ein kleines Wilrzlein; der Name scheint doch für ein solches Instrument 
etwas unpassend. Die Ausgabe von Mnratori (Rer. ltal. Script. VI) 
hat die Lesart "Bßfßßlllllll"; vielleicht ist Berbieellum zu lesen und 
dann bedeutete es einfach den Widder (berbice, das Schaf), wie das von 
Konrad von Würzburg gebrauchte Wort "Loedingaere" (Troj. 23579: 
Tarandedoeclingrere) nach Ziemann gleich loenigzere, laniger, aries ist. Wie 
Wir von Aegidius erfahren haben, setzte man an den Kopf des Mauer- 
brechers öfters noch Xforrichtungen, die losen Steine aus der Mauer 
herauszureissen, und so konnte das ganze Belagerungsgeräth auch den 
Namen Krebs (cancer) erhalten, wenn man nämlich statt des von 
Aegidins geschilderten, sichelförmig gebogenen Eisens eine Art Zange 
zu jenem Zwecke verwendete. Das schon oben erwähnte Chronicon 
Colmariense schildert uns (z. J. 1301) diese Maschine folgendermassen: 
"Darauf schleppten sie mit vieler Mühe den Krebs an die Stadt. Es 
war aber der Krebs ein grosses, starkes, zugleich gewichtiges Geräth. 
denn es befand sich in dem Krebs ein grosser und zugleich langer 
Balken, an einem Ende dick, am anderen dünn. An dem dickeren 
Ende, gleichsam am Kopfe war er mit starkem Eisen sehr fest be- 
schlagen und an der Stirnseite des Krebses selbst ebenfalls sehr stark 
mit Eisen befestigt  Der Balken lag auf einer Vorrichtung, so 
1) Chron. Colmar. 129.3: Cattum vel instrumentum, quo turres destruuntur. 
2) et in fronte ipsius cancri ferro fortissinxe colligata.  Es ist wohl an eiserne 
Ketten zu denken.
	        
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