Volltext: Das höfische Leben zur Zeit der Minnesinger (Bd. 2)

Taucherboote. 
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lesen, folgende Geschichte. „Ein Priester, Namens Johannes, Domherr 
zu Ancona, gedachte, als er eines Tages am Meere sass, in seinem 
Sinne, ob er nicht etwas zu Ehren der Stadt und zum Schaden der 
Feinde unternehmen könnte, denn er war ein kräftiger, muthiger und 
tapferer Mann. Er ging also zum Hilfen, zog das Hemd aus und 
blieb in blossen Hosen. Da wunderten sich sowohl die Bürger als 
auch die Venetianer (die den Hafen blokirten), denn es war nicht die 
Jahreszeit zum Baden, zumal im Hafen ein heftiger Sturm wehte. Er 
aber sprang plötzlich ins Meer, schwamm, eine zweischneidige Axt (es 
ist wohl statt des sinnlosen bipede bipenne zu lesen) in der Hand, 
und begann das grosse Tau, das mit dem einen Ende an den Schnabel 
vom Schiffe des Romanus Maranus, mit dem anderen an den Anker, 
den sie in den Hafen hatten fallen lassen, befestigt war, zu zerschneiden. 
Die aber, welche indem Schiffe waren, bemerkten, was der Priester tliat, 
und begannen mit läogen und Armbrüsten auf ihn zu schiessen; 
Andere schrieen ihn an und warfen mit ungeheuren Steinen nach ihm. 
Er aber tauchte sofort unter, wie eine Taucherente, die mit auge- 
zogenen Flügeln in die Tiefe des Meeres sich hinabstürzt, und kam 
dann wie ein Delphin wieder zum Vorschein, schnitt mit wiederholten 
Hieben das Seil durch, so dass das ganze Tauwerk in Unordnung kam, 
und brachte alle Seeleute in Lebensgefahr, denn der Sturm war so 
stark, dass er auch am Lande Mehrere verletzte" u.  w. 
Ein Taucherboot wird in dem Gedichte Salomon und Morolff 
beschrieben (905): „Morolff eme bereiden liesz Eyn schiifelin von leder, 
das er uff das mere stiesz. Das was mit becherwol berant. Czwey 
glaselinster gaben im lieht. Also mei(n)stert esz syn hant; (1.821) An 
ir aller angesicht Senckt er sich nyder uff den grunt. Eyn rore yn 
das schiffelin ging, Damit Morolff den adem fing; Daz hat er gewircket 
daran Mit eym starcken leder, Morollf der listige man; Eyn snuore 
lag oben dran. Das Wasser dem dugenthafften man Das rore nit liesz 
brechen abe. Er verbarg sich zuo dem grunde Volleclichen ffierczehen 
dage." Der Taucherappzirzit, dessen sich Alexander der Grosse bedient, 
um das unterseeische Treiben kennen zu lernen, wird im Roman 
dlalixandre p. 261 u. 262 beschrieben. Er besteht aus einem Behältniss 
(tonniel) von weissem Glase, das mit Bleiungen verbunden wird; 
Lampen erhellen es im Innern; an einer Seite hat es einen Ring, an 
dem die goldne Kette befestigt ist, vermittelst welcher man den Apparat 
versenkt oder heraushebt. In einem Kahn wird dieser ganze Wunderbau 
aufs offne Meer hinausgefahren, dann hinabgelassen und auf ein Zeichen 
des Königs wieder aus dem Wasser hinaufgezogen.
	        
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