Seeschlacht bei
am
Neapel
Juni
1283.
311
Hand des R. Galiardus erreichen konnte, stürzte auf einen Stoss ins
Meer; sein Schwert traf immer einen jeden so, dass er gegen den Ver-
wundeten den Hieb nicht zu wiederholen brauchte; der einzige Hieb eines
Einzigen genügte zu Eines Tode. Da indessen das Hintercastell der
Galee des Prinzen, auf das sich mit ihm so viele erlesene Genossen
zurückgezogen hatten, von den Catalanen nicht im Sturme erobert
werden konnte, weil auf ihm mehrere tapfere, durch Kraft und Muth
so gewaltige Franzosen waren, dass jeder von ihnen, wenn er nur ans
Meer gewöhnt gewesen Ware und die Erfahrung gehabt hätte, hin-
reichen konnte und musste, nach Art der Seeleute die Leute einer
Galee allein sammt und sonders und den ganzen sonstigen Haufen zu
bezwingen und zu unterwerfen, so sprangen zwei von den Catalanen,
die gelernt hatten wie die Fische den Athem lange unter dem Wasser
anzuhalten, nach Art der Taucher in das Meer und suchten die Galee
des Prinzen unter dem Wasser anzubohren, andere aber stiegen durch
die Thür in den Kielraum der Galee und bemühten sich mit vielen
Beilhieben die Zwischenbretter herauszureissen. Als nun die Planken
abgerissen waren, der Bauch des Schiffes durchbohrt, die Menge des
Wassers, mit der sich des Prinzen Galee sofort füllte, die Galee selbst
auf den Grund zog und als die verständigen französischen Ritter sahen,
dass V0rder- und Hintercastell sich immer mehr senkte und sich
dem Wasserspiegel näherte, da rief R. Galiardus den Prinzen an: "Herr,
siehe wir sterben ohne Vertheidigung; Euer Muth und Eure Kraft
nützen uns im übrigen wenig, denn wir werden in die Tiefe des Meeres
hinabgezogen. Erträglicher ist es deshalb, dass uns die Schaar der
Feinde gefangen nimmt, die uns vielleicht am Leben lassen, als dass
lhr vom Meere verschlungen werdet. Lasst uns also im Angesicht
des unvermeidlichen Todes, dem keiner entrinnen kann, um Gnade
bitten. Diese haben deshalb uns ertränken wollen, weil wir inannhaft
uns vertheidigten; wenn wir also im Kampfe unterliegen und keinen
Widerstand leisten, so werden sie uns Gnade gewähren und uns vor
dem entsetzlichen Tode bewahren." Den Feinden dagegen ruft er zu:
„Erbarmt euch; was ihr gesucht, hier habt ihr es, hier ist der Prinz,
hier die Blüthe der französischen Ritterschaft. Glücklich habt ihr den
Zweck des ganzen Krieges, die Franzosen zu besiegen und den König
in eure Gewalt zu bekommen, erreicht" 1). Die Catalanen also be-
1) Nach Bartolommeo di Neocastro (e. 77) ruft der Prinz selbst: ist unter Euch
ein Ritter?" Der Admiral (Rogerus de Lauria) antwortet: "Ja, ich" und sogleich
Sprach jener; Admiral, nehmt uns und unsere Genossen gefangen und in Acht.
da es das Schicksal so will; ich bin der Prinz".