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bei Neapel am
Seeschlacht-
Juni
jenes Unfalls unkundig steht die Schaar der Franzosen da, die blitzenden
Schwerter gezogen, bereit den Tod zu erleiden, bedenkend, dass, wenn
sie besiegt werden, keine Rettung für sie vorhanden ist, keine Hoff-
nung sich biete, Rettung zu hoffen. folgen also allein die Fran-
zosen der Galee des Prinzen und sogleich fliegen von Seite des Gegners
gegen sie Steine, Lanzen, Pfeile; der Sicilianer Gefässe, mit verderb-
licheni Feuer gefüllt, werden gegen die Franzosen geschleudert; hier
und da brechen die Ruder, lockert, sich der Verband an den Seiten
der Galeen, wenden sich die Schiffsschnäbel und die Galeen der Fran-
(zosen bieten oft die Seite den Wogen. Ohne Unterlass fliegen alle
Arten von Geschossen. Die Oatalanen und Sicilianer, die schon
nicht minder durch List als mit den Waffen zu siegen gelernt hatten,
schlenderten, um als Sieger den Krieg schnell durch einen Sieg zu
Ende bringen zu können, da sie, obschon an Zahl überlegen, in A11-
betracht der Todesgefahr, der sie selbst sich dann aussetzen mussten,
die Macht der Franzosen nicht ausrotten konnten, brennendes Feuer,
Töpfergeschirr [„solpilas" irdene Töpfe, voll Unschlitt und einer
künstlichen Seifenrnischung, auf die oberen Verdecke der französischen
Galeen, in der Absicht, dass die Füsse der Franzosen, die unerfahren
in solchen Kämpfen waren, ausgleiten sollten und auf den schlüpfrigen
Stellen zur Vertheidigung nicht aufrecht stehen könnten, dass sie
also, weil die Füsse ausglitten, entweder in das Innere des Schiffes
hineiniielen oder in die schwarzen Wogen stürzten. Andere warfen
irdene Gefasse, die mit gepulvertem Kalk gefüllt waren, welchen kein
Wasser berührt hatte, damit sie die Augen der Franzosen durch den
umherfliegenden Staub des Kalkes so verdunkelten, dass sie nicht sahen.
„Aber so überlegen an Zahl und an Kriegskunst die Cata-lanen und
die Sicilianer auch waren, so viele von den Waffe-n niedergestreckte
Körper auch in das Meer stürzen, so fallen doch nicht die Franzosen
allein; häufig kehrt in die Herzen der Besiegten der Muth zurück
und sie erschlagen auch die Sieger. Aber von Seite der Gegner
griffen gar viele Galeen einzig die Galee des Prinzen an; mit Geschossen
bestürmten und belagerten sie dieselbe und bemühten sich sie so zu er-
obern. Ach Prinz, in deinem Unglück beschützte dich nicht deine
für einen Franzosen ungewöhnliche Frömmigkeit, alle Galeen der
Feinde umringen dich, alle greifen dich allein an, da die anderen
schon genommen sind.
„Das Vordercastell der Galee des Prinzen wird im härtesten Kampfe
erobert, die Feinde kämpfen mit den Franzosen, die sich nach hinten
zurückgezogen und da geschaart haben, im Handgemenge. Was die