Lanzensclaaft.
Aber freie Phantasie des Dichters ist es wohl, wenn er von Lanzen
aus Ebenholz 1) oder aus Elfenbein 2) erzählt. Schon die Länge des
Speerschaftes war viel zu bedeutend, als dass derselbe aus einem ein-
zigen Elephantenzahne hätte geschnitten werden können, und ein zu-
sammengestückter Schaft hätte im ernstlichen Kampfe, wenn auch der
Dichter das Gegentheil versichert 3), schwerlich sich als loraktisch be-
währt. Indessen mag immerhin auch dieser Erzählung etwas YVahres
zu Grunde liegen, vielleicht hatten die Kreuzfahrer bei den Sarazenen
Paradelanzen aus Elfenbein oder aus Narwalzahn gesehen der
Ausputz der Lanze mit buntem Seidenstoff scheint mir auch auf den
Orient hinzudeuten 4) und die Dichter machten sofort von den Be-
schreibungen jener morgenländischen Kostbarkeiten für ihren Zweck
Gebrauch. Auch die Fischbein-Schäfteä), denen wohl die hörnenen
Lanzeustangen 6) beizuordnen sind, haben gewiss immer zu den Selten-
heiten gehört. Dasselbe gilt von den Schäften aus dem wohlriechenden
Al0äh0lz7). Dagegen waren Lanzenstangen aus Rohrs) wirklich im
Ürient im Gebrauch Ü) und mögen hin und wieder vielleicht auch in das
Abendland importirt werden sein. Das Rohr wuchs in einem Sumpf zu
1) Rom. de Troie 18656: D'une grzmt lance (Pebenus.
2) Virginal 6, 4: Er vuorte ein sper wiz unde rein, Dzw, was lüter von helfen-
bein. Biter. 2193: Von nagele huop er einen Schaft, Der an versuoehte er sine
kraft; Der was von helfenbeine; cf. 11967.
3) Biter. 2199: Von drien stüeken was der schaft Von des selben heldes kraft,
Der menge tjest dä, lnite reit.
4) Eiter. 2301: Der Schaft der was oueh überzogen (Daz maere daz ist unge-
logen) Mit einem phelle tüsenvar, Dez des nieman wart gewar, Daz er von helfen-
beine schein.
5) Biter. 11896: Eins Wales einen Schaft guot Fuorte der degen vischin.
6) Apoll. 19155: Gip mir von Syriä, Min guot hürninez sper. Biter. S80:
Einen Schaft hurnin. Biber. 7084: Einen sehaft, was läsürvar, Vil stark und
zaehe hurnin.
7) Willeh. 444, 15: Und der schaff; lign 416a. Titur. 2308: Die scheftn
lignum aloe; 2958: Lignuln zu dem sehafte von aloe des Waldes.
8) Willeh. 23, 22: Sin Schaft was roerin ime sper, Und daz ysen scharpf unde
breit. Parz. 41, 23: Ein sper dem was der sehaft ein rör; 78, 30: Den künee
von Arragün er stach Hinderz ors mit eiJne rör. Er hetz bräht von
der heidenschaft; 79, 28: W01 spers lanc, Daz in ein rör gesehiftet was; 480, 7;
Der trunzün was roerin. Ulr. v. d. T. Wilh. d. H. p. 32: manigen rorinen
schärft. Ludw. Kreuzfahrt 1475: Ez furte der manliehe In siner hant von ror ein
sper Stark tzu bracht nach siner ger. Alix. p. 114, 30: Sa. lance ne fu mie de
snp ne de fusain Mais une cane roide, norie en son train.
9) Itinerarium Regis Rieardi, lib. IV, c. 8: Turei fere sunt inermes, arcum
bantum gerentes, et elavam laraeaeutis dentibus hirsutam, et gladimn arundineum
etimn hastile cuslaide ferrate, et eultelhnn leviter appensuln; lib. IV, e. 33: Tur-
eorum eqnites singuli tenentes lancemn arundineam et arcum.