Volltext: Das höfische Leben zur Zeit der Minnesinger (Bd. 2)

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Schiffe. 
Kreuzfahrer. 
Wer sich zum Kreuzzuge bereit erklärte, liess ein Kreuz auf seine 
Schulter heften (cruce signatus est)1) (vgl. Fig. 16). Dass nicht allein 
die Frömmigkeit Viele dazu bewog, sich dem Kreuzheere anzuschliessen, 
hat der Dichter des Reinfried (14616-14635) sehr unverhohlen aus- 
gesprochen (vgl. S. 163). Manche Ritter hatten auch gar nicht Lust, 
an diesem gefährlichen Unternehmen sich zu betheiligen; sie zu ge- 
winnen, mussten ihre Fürsten mit List zu Werke gehen. S0 erzählt 
Matthaeus Paris, dass 1245 König Ludwig IX. seinen Rittern Kleider 
schenkt, auf denen er heimlich das Kreuz hatte anbringen lassen (de 
subtili aurifrigio factas in locis caparum humeralibus cruces insui opere 
furtivo), ihnen beüehlt so bei der Frühmesse erscheinen und sie dann 
zwingt seinen Kreuzzug mitzumachen. Von dem Augenblick an, wo 
man sich zu dieser Wallfahrt bereit erklärte, verzichtete man auf jeden 
Kleiderprunk und legte schlichte dunkle Gewänder m12).  
Die Kreuzheere Gottfrieds von Bouillon, Konrads lll. und Friedrichs 
Barbarossa zogen durch Deutschland, Ungarn und Griechenland, setzten 
dann bei Constantinopel über den Bosporus (brachium sancti Georgii) 
und marschirten durch Kleinasien nach Palästina. Richard Löwenherz 
und Philipp August, später Ludwig IX. fuhren dagegen zu Schiffe 
nach dem heiligen Lande. Von Marseille bis Sicilien rechnete man 
1600 Meilen, die mittlere Station war Sardinien; von Sicilien bis Akka 
sind wieder 1600 Meilen, und in der Mitte des Curses ist Kreta gelegen. 
Rhodus liegt U3 Wegs zwischen Akka und Brindisi; die ganze Tour 
schlug man auf 1800 Meilen an. Wer von Marseille nach Akka fährt, 
lässt Sardinien, Sicilien, Kreta links liegen und erblickt erst in Syrien 
wieder Land. Das ist der kürzeste Weg. Die Kriegsschiffe (Galeen) 
aber bleiben immer in der Nähe des Landes, da sie den Stürmen im 
offenen Meere nicht gewachsen sind (Roger de Hoveden 1191). Von 
Akka (Ackers) bis Bari zu fahren, brauchte man bei gutem Winde 
sechs Wochen (Herz. ErnstD 5231 Hi), dagegen schlägt der Dichter 
des Gilles de Chin (4228 E.) die Dauer der Fahrt vom heiligen Lande 
1) Gr. Wolfdietr. 839: Daz krutz nam er für sich an sin wat: ,Ich wil iärn 
zu dem heiligen grabe, daz unser beider sele werde raff.  Lohengr. 5161: Daz 
krillze bekentlieh was genuoc Op dem wäpen ez ein iegelich kristen truoc.  Doon 
p. 221: En sa capele vint; 1a crois prist maintenant Pour aler ä, effors sus 1a. 
gent souduiant. Tuit se croisent ileuc, ]i jenne et li ferrant Pius de  barons 
trestous en  j  tenant. Et par tout le paÄs se croisa 1a gent tant Que petit en 
remest, se ne furent enfant. 
2) Guiart II, 698: Ne vesti-il vert ne brunete Ne dmp ce nous conte Pystoire 
Qui ne traisist ä. couleur noire.
	        
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