Volltext: Das höfische Leben zur Zeit der Minnesinger (Bd. 2)

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Plünderung der 
Leichen. 
kinder an, die in der Nähe des Schlachtfeldes wohnen 1). Nach der 
Schlacht auf dem Marchfelde 1278 kamen von drei Meilen im Um- 
kreise Männer und Weiber, fischten mit Haken und Rechen die Todten 
aus dem Flüsse und plünderten sie aus. Sie wurden so wohlhabend, 
dass man die Nachwirkungen jener Schlachtbeute, wie uns Ottokar 
von Steier, dem wir diese Nachricht verdanken (CLXV), versichert, 
noch lange nachher bemerkte 2). Schon das Abledern der Pferdecadaver 
konnte einen zum reichen Manne machen (HTroj. 14860) 3). 
Die Ausplünderung der Leichen schildert uns Richerius Senoniensis 
V, 15. Die Strassburger, bewaffnet mit Asciis, quos Franci ha ch es 
Danoises appellant, haben am 8. März 1263 ihren Bischof Walther in 
einer Schlacht besiegt. „Am nächsten Tage gingen die Strassburger 
aus ihrer Stadt auf das Schlachtfeld, um die Leichen der Gefallenen 
auszuplündern, und was jeder nehmen konnte, das trug er hinweg. 
Als aber die Strassburger über das Leichenfeld schwärmten, Beute zu 
suchen, da fand einer von ihnen einen am Boden liegenden Ritter, 
der kostbar gewappnet war. Und als er näher kam, bemerkte er, dass 
noch Leben in ihm war, und fragte ihn: tWer bist du? Der Ritter 
erwiderte: "Ich bin der Bruder des Bischofs von Speier, genannt der 
Landvogt des Elsasses, und fügte hinzu: "O wenn du mich an einen 
sichern Ort führen und mir das Leben retten wolltest, ich würde dich 
mit allen Gütern bereichernÄ Der aber sprach: "Lieber möchte ich 
hier sterben, als dich am Leben lasseni. Und er tödtete ihn. Als 
er ihn der Waffen beraubte und die Rüstung, mit der er bekleidet 
war, ihm bis zu den Händen auszog, fand er, dass sie mit Kettchen, 
wie das bei den Rittern Sitte ist, festgebunden war. Er fürchtete sich 
zu seinem Schaden länger zu verweilen, hieb dem Ritter beide 
Hände mit der Rüstung ab, liess den so verstümmelten Ritter todt 
auf dem Felde liegen und nahm des Ritters Hände sammt den Wafffen 
mit sich in die Stadt. Und so liessen die Strassburger die ganz aus- 
geplünderten Leichen liegen." 
Absichtliche Leichenschändungen kommen aber doch immerhin 
selten vor. Dass die Leiche des Simon von Montfort, Grafen von 
1) Auberi p. 35, 2: De Gant issirent plus de -vij C et dis, Menue gent qui 
ont mestier d'arme; Par le Champ vont on fu li ferreis, Asses i 01; et gaaiglnie 
et pris, Escus et hiaunles et bOnS haubers treslis. En Gant en mairment et destriers 
et ronclüs. 
2) Des mert sich so ir hab, Daz sein noch frurn hat daz lant. 
3) Chron. Colmar. 1298: (bei der Schlacht von Gellhehn) Alii dixerunt, quod 
equorum interfectorum fuerint tria milliaycomputata    Excoriati fuerunt ipso 
die omnes equvi, ut plurimi retulerunb.
	        
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