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Grausalnkeit.
Behandlung
der
Kriegsgefangenen.
gewöhnlich. Bei einem Gefechte waren fünfzehn Ritter in englische
Gefangenschaft gerathen; vierzehn derselben liess der König beide
Augen, dem fünfzehnten nur ein Auge ausstechen; der Einäugige
musste dann seine Ünglücksgefährten ins französische Lager geleiten.
Philipp August aber rächte sich, indem er fünfzehn gefangene eng-
lische Ritter blenden liess 1). Nach Roger de Hoveden hätte Philipp
August diese Unthat zuerst begangen und den englischen König nur
zur Rache gereizt 2). Ein anderes Beispiel brutaler Grausamkeit erzählt
Ordericus Vitalis (lib. VIII, c. 24). Da hat Ascelin Goel seinen Lehns-
herrn Guillaume de Breteuil im Februar 1092 in einer Schlacht besiegt
und gefangen. „Durch diesen Sieg stolz gemacht, wurde er gar zu
übermüthig und quälte seinen Herrn, den Roger de Glotis und die
andern Gefangenen grausam. Denn drei Monate hielt er sie im Kerker
des Schlosses Breval, und oft während der grimmigsten Winterkälte
liess er sie einzig und allein in reichlich mit Wasser durchnässten
Hemden an den Fenstern der hohen Halle stehen, dem Nord- oder
dem Nordwestwinde (Boreae vel Circio) ausgesetzt, bis das ganze Kleid
am Leibe der Gefesselten zu Eis erstarrte." 1170 liess nach einem
Gefechte mit den Iren der englische Ritter Raymnnd le Gros siebzig
Gefangene durch ein Mädchen enthaupten 3).
Solche Nichtswürdigkciten sind gewiss nicht häufig vorgekommen,
wenn auch Grausamkeit zu den hervorstechenden Eigenschaften dieser
Zeit gehört und, zumal die heidnischen Gefangenen einem schimpf-
lichen Tode zu überliefern, für erlaubt, ja geboten erschien 4); jedoch
auch die christlichen Gefangenen wurden nicht gerade glimpHich
behandelt. Man zog ihnen die Rüstung aus und nahm ihnen ihre
besten Unterkleider, so dass sie fast nackt Waren; die Hände wurden
ihnen auf den Rücken gefesselt, die Beine unter dem Bauche des
Pferdes zusammengebunden Oft verband man ihnen gar noch die
1) Guil. Brito, Philipp. V (Duchesne V, 152): Protinus exoculat ter in ipso
carcere quinos Monoculumquc dueeln dat eis, ut sie regat illos Francouun ad
Llgem, qui iusta. concitus ira. Anglos supplicio simili crueiavit eodem Sub numero.
2) Chron. Rog. de Hov. ad a. 1198: Rex auteln Franciae 110vu1n_ genus grus-
sandi in populo reperiens, fecit quamplures de hominibus regis Angliae, quos cap-
tivos tenebat, excaecare; et sie provocabat regeln Angliae, licet invituna, ad con-
simile impietatis opus.
3) Conquest of Ireland p. 71: A un baesse firent bailler Une hache tempre
de ascer, Que tuz les ad däcoläs E pus les cors aphaleisäs.
4) S. G. Waitz a. a. O. 188.
5) Erec 5400: Er reit äne gewant Unde blöz sam ein haut. Geleit wärn im
die hende Ze rücke mit gebende Und die füeze unden Zesamene gebunden.