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Schlacht.
Eigenthünilich ist die Auffassung, dass ein König zwar am Kanipie
theilnehmen kann, dass es jedoch als irevelheft gilt, die Hand gegen
den Gesalbten des Herrn zu erheben 1). Später spricht man zwar die
Meinung aus, ein Ritter könne auch einem Kaiser als berechtigter
Kämpfer entgegentreten (s. Bd. I, S. 149, Anm. 3), aber im N ibelungen-
liede wird das alte Herkommen noch erwähnt?) 1m Biterolf sind
dem Dienstmann drei Schläge gegen den König zu führen erlaubt,
aber bei Verlust des Lebens und der Ehre kein einziger mehr 3).
Fröhlich that Jeder seine Schuldigkeit; es ist der Ausdruck der
Gesinnung, wie sie ein braver Mann jener Zeit hegte, wenn Wolfdietricli
dem Heidenkönig Belian erwidert:
Künig, eins mannes ulüssen S01 er gerne tun.
Ich nim ez uf n1i11 truwe, ez ist ein wishum:
Waz der man mus liden, dzuz grif er frölich am
S0 kan im dester kumer an den Werken missegan 4).
Dies gilt vor AIlem von der Schlacht. Wer sattellos gemacht ist,
der verhilft sich zu einem neuen Pferde; wer müde und zubgespannt
nicht Weiter kämpfen kann, der sucht aus dem Getümmel zu ent-
hat, caligis ferreis, quibus conculcaret, non purpureis, in quibils torcillar solus cal-
caret, tibias circumdedit; tunica ferreai, non cilicina, induebatur; non mandzitis
karitatis, sed minis dirae hostilitatis dilzitalaatur, insidens equo IELPidO, freno spu-
mantia stringens 0m, evagatils ipse eiTrenis per latos CampOS laerniciosissiinae disso-
lutionis. Hiis armatus non regem sequehzitur, sed pr-(ieibat, 11011 compesceimt sed
compellebat zud iram. Der Ohanzler H1, 1 (HMS. II, 391)): Die pfeifen viirsten
sint ir Wirden teil beroubet: Vür infel helm, vür krumbe stehe slehte spieze unt
sper, Vür stolen swert, vür alben plat sint in erloubet, Halsperc, gupfen, collier,
barbel sint ir umbler; Missachel hin, her wapenrok, hin buoch, hzu- schilte breit;
Um munches blat ein krülle, ein kron urnb nunnen houbct, da umbe sweifet
wariu hoch vart, valschiu heilikeit.
1) In der Schlacht von Brämule am 20. Aug. 1119 führt Guilelmus Crispinus
einen Streich nach dem Haupte des fliehenden Fnmzosenkönigs Lildwig VL; er
wird gefangen und mihNoth vor dem Tode bewahrt. Order. Vital. lib. XII,
c. 18: Nefariam enim temeritatem inchozmverat, qui dextraui CL1l1lfl.'il,l11Gü. ferientein
super capilt levaverat, quod per pontificale ministerium saucro chrisnmte (Ielinitum
fuerat et regale diadenm, populis gaudentibus Doininoque deo gräbtiztfi et laudes
concinentibus, bajiilaverzit.
2) Siegfried sagt zu Ortwin (Nib. Z. p. 18, 7): Ich bin ein künec riche, sö
bistu kuneges man: Ja enzimt dir niht mit strite dcheinen ininen genöz bestän.
3) Siegfried spricht zu Heime (Biterolf 10883): "Der von erde ein künec si,
Dem sult ir wan slege dri Biten und deheinen mör; Wan ir sit" sprach der fürste
her, "Eines küneges eigen man. Ir sult von mir wichen den. Sieht ir üf mich iht
mere, Ir verlieset lip und ere." Heime kehrt sich aber nicht daran. Vgl.
Ztschr. f. deutsch. Albth. XIII, 155.
4) G1". Wolfdietr. 1131.