236
Vorbereitungen zur
Schlacht.
zu verschieben. Wenn der einsichtige Heerführer das alles sorgsam
erwogen hat, wird er ausreichend erkennen können, ob er eine offene
Schlacht liefern soll. Je nachdem e1' sieht, dass er in Bezug auf
mehrere der erwähnten Bedingungen Üeberfluss oder Mangel hat, so
wird er sein Verhalten im Kriege einrichten können. Es wird nun
Vielleicht niemals vorkommen, dass alle die besagten Bedingungen
auf einer Seite zutreffen, wo jedoch die 111eiste11 und wichtigeren Be-
dingungen zusannnentreffen, der Theil ist der stärkere im Kriege."
lm vierzehnten (lapitel führt Aegidius dies noch Weiter aus: „Wie
viele und welche Momente die Feinde stärker machen und auf wie
viele Arten und in welcher Weise wir die Feinde angreifen müssen.
Wie oben bemerkt, ist für den Feind nützlich, was uns schädlich
ist, und umgekehrt. Was also die Feinde widerstandstüchtiger macht,
das ist ihnen nützlich, das Gegentheil schädlich, schwächt sie und
verringert ihre Widerstandskraft. Für jetzt können wir sieben Momente
anführen, durch welche die Feinde den Angreifern überlegen sind.
Erstens, wenn ihre Schlachtreihe geordnet ist. Denn da vereinte
Tapferkeit, wie früher angedeutet wurde, stärker ist als zersplitterte,
so werden gut vereinte und recht in Schlachtreihe aufgestellte Feinde
beim Angriffe schwieriger besiegt. Zweitens vermehrt die Oertlichkeit
die Widerstandskraft der Feinde. Denn an einem Orte können sie
sich besser schützen als an einem anderen. Wie nämlich beim Üeber-
schreiten der Flüsse, zwischen abschüssigen Bergen, während der
Schwierigkeiten der Strassen die Feinde sich im Falle eines Angriffs
schwerer vertheidigen können, da sie wegen des zur V ertheidigung
ungünstigen Terrains nur zerstreut einherziehen müssen, und wenn
sie da überrascht werden, sie schwächer sind zu kämpfen, so macht
ein angemessenes Terrain sie tüchtiger zur Vertheidigung. Drittens
die Zeit. Wenn der Wind den Feinden entgegen ist, der Staub ihnen
ins Gesicht geweht wird, ihre Augen durch die Sonnenstrahlen ge-
blendet werden, können sie weniger Widerstand leisten. Zu einer
Zeit, wo ihre Gegner unter diesen Fatalitäten zu leiden haben, sind
sie besser zum Kampfe geeignet. Viertens macht die X70raussicht des
Kampfes die Feinde muthiger und tüchtiger zum Widerstandc, denn
wenn sie sich vorsehen können und den Anmarsch der Gegner vorher-
wissen, so sichern sie sich um so mehr und werden durch den Angriü"
nicht so sehr erschreckt. Das Fünfte ist die erforderliche und an-
gemessene Erholung (quietatio). Denn je mehr die Feinde durch
Anstrengungen, Nachtwachen und andere Strapazen ermüdet sind,
desto leichter werden sie im Falle des Angriffs eher besiegt, als wenn