Volltext: Das höfische Leben zur Zeit der Minnesinger (Bd. 2)

Vorbereitungen zur Schlau 
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der Waffen und sind gegen Wunden empfindlicher. Fünftens fällt 
ins Gewicht bei den Soldaten die Erfahrung und die Lust am Kriege. 
Denn je vorsichtiger die Krieger sind, um so eher erfechten sie den 
Sieg. _Sechstens ist die Mannhaftigkeit und die Kühnheit der Ge- 
sinnung zu bedenken: kühnere und starkherzigere Männer erkämpfen 
meist in der Schlacht den Sieg. Der König, die Fürsten, der Heer- 
führer müssen also, ehe sie eine offene Schlacht wagen, was die 
Personen der Kämpfenden anbelangt, sechs Punkte erwägen: Erstens 
auf welcher Seite mehr Soldaten sind; zweitens, Welche mehr geübt; 
drittens, welche stärker in der Ertragung von Schwierigkeiten und 
Unbequemlichkeiten; Viertens, welche kräftiger und körperlich härter; 
fünftens, welche betriebsamer und iindiger; Sechstens, welche kühner 
und von Herzen mannhafter sind; und dann wird der nüchterne 
und vorsichtige Anführer, je nachdem er sieht, dass sein Heer an 
jenen Eigenschaften Ueberfluss oder Mangel hat, die Schlacht be- 
schleunigen oder verschieben, offen oder durch Kriegslisten und heim- 
lich den Krieg führen. Nachdem die sechs Punkte aufgezählt sind, 
welche betreffs der Truppen vor Beginn des offenen Krieges zu be- 
denken sind, erübrigt es noch, die sechs anderen anzuführen, welche 
die im Kriege unterstützenden und helfenden Momente angehen. Im 
Kriege nämlich sind von Wichtigkeit die Pferde, die Waffen, die 
Lebensmittel, der Ort ides Kampfes; auch die Zeit kann vortheilhaft 
sein. Der Heerführer muss also überlegen: erstens, auf welcher Seite 
Sind mehr und bessere Pferde; zweitens, auf welcher Seite hat man 
bessere Bogenschützen, mehr und besser Bewaffneter drittens, wo sind 
mehr Lebensmittel vorhanden. Denn manchmal kommt es gar nicht 
Zu Gefechten, zum wirklichen Kriege: wegen Mangel an Lebensmitteln 
ziehen sich die Gegner zurück und dürfen sogar wegen dieser Noth 
gar keine Zeit verlieren. Viertens ist der Ort der Schlacht zu be- 
denken: wer auf höherem und zur Schlacht vortheilhafterem Terrain 
steht. Fünftens ist in Anbetracht der Schlacht auch die Zeit zu 
beachten: 0b zur Zeit des Kampfes die Sonne den eigenen Leuten 
oder den Feinden gegenübersteht, ob ein Wind bläst und der eignen 
Truppe oder den Gegnern den Staub entgegenweht. Wer Sonne, 
Wind oder Staub gegen sich hat, dem werden die Augen so getrübt, 
dass er nicht kämpfen kann. Sechstens ist darauf zu merken, auf 
Welcher Seite mehr Hülfstruppen erwartet werden. Denn wenn die 
Feinde mehr Verstärkung erwarten, dann ist der Kampf nicht rathsam, 
oder die Schlacht muss schleunigst geliefert werden; Wßnll aber auf 
der eignen Seite Verstärkungen in Aussicht sind, dann ist der li.zi111pf'
	        
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