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Truppen anbelangt, so sind für unseren augenblicklichen Zweck sechs
Punkte zu bedenken, wie auch für die unterstützenden und fördernden
Momente sechs andere aufgezähltwerden können, die gleichfalls Beachtung
verdienen. Im Allgemeinen also muss der König, der lilürst oder der
Heeriiihrer, welcher wachsam, nüchtern, verständig und betriebsam sein
soll, zwölf Punkte in Erwägung ziehen, bevor er beschliesst eine
Schlacht zu schlagen: sechs betrelfen die Truppen selbst, sechs die
Hülfsmomente. Sechs Punkte nämlich betreffs der Truppen sind
massgebend für die Erkämpfung des Sieges. Erstens: die Zahl der
Truppen. Denn wo die Truppen in grösserer Zahl vorhanden sind,
da müssen sie, wenn alle anderen Umstände sonst bei beiden Heeren
gleich sind, den Sieg erfechten. Denn wie man sagt: die Menge ist im
Kampfe nützlich, wie ein grösseres Gewicht mehr anzieht. Zweitens ist
bei den Truppen die Uebung in Anschlag zu bringen. Leute, deren
Arme zum Schlagen nicht gewöhnt, deren Glieder zum Kriege nicht
geübt sind, die werden schwach, sobald sie eine Schlacht aushalten
sollen. Die Gewöhnung ist nämlich gewissermassen eine zweite Natur,
so dass ein Jeder gewöhnte Arbeiten mannhafter, schneller, mit geringerer
Anstrengung und Mühe verrichtet. Drittens ist die Ausdauer in der
Ertragung der körperlichen Anstrengungen und Entbehrungen in
Betracht zu ziehen. Wer im Heere auszieht, der muss viele Un-
bequemlichkeiten ertragen; wenn hier also weichliche und weibische
Leute sind, die sich scheuen einige Unbequemlichkeiten zu erdulden,
so weigern sie sich, besiegt wegen der Unbequemlichkeiten, welche
sie ertragen, zu kämpfen und fliehen aus dem Heere. Viertens ist
die Tapferkeit und die körperliche Abhärtung zu bedenken. Denn
es ist ein grosser Unterschied zwischen der Härte des Eisens und der
Weiche der seidnen Stoffe, zwischen der Annehmlichkeit des Spieles
und der rauhen Wirklichkeit der Schlacht (asperitas pugnae). Wenn
man nämlich den Krieg so im Allgemeinen betrachtet, da wollen Alle
Krieger sein; wenn sie aber dazu kommen, ihn im Einzelnen kennen
zu lernen, und schmecken, wie hart das Eisen, wie schwer die Rüstung,
wie gross die Anstrengung in der Schlacht ist, wie weh die von den
Feinden geschlagenen Wunden thun, dann muss einer schon hartes
Fleisch und einen kräftigen Körper haben, wenn er sich deshalb nicht
lieber vom Kriegführen fern halten soll. Denn das ist selten, dass
Leute mit weichlichem Fleische, nachdem sie den Krieg gekostet, sich
noch nach Schlachten sehnen. Wie schon früher bemerkt, sind Leute
mit weichem Fleische besser geeignet zu begreifen, aber in der Regel
weniger brauchbar zum Kämpfen, denn sie ertragen schwerer die Last