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der
Excesse
Soldtruppen.
haften Elementen bestehenden Soldtruppen, nur zu sehr zu Excessen
geneigt. Richerius Senoniensis (lll, 13) erzählt: „(Otto IV.) kam end-
lich (im September 1212) nach der Stadt Breisach, die am Rheine
liegt. Er hatte bei sich Ritter und Knechte, leichtsinnig und von
schamlosen Sitten, die in jeder Stadt und an jedem Orte, wo sie die
Nacht zubrachten, bei den Frauen, Töchtern oder Mägden ihrer Wirthe,
0b sie wollten oder nicht, schliefen und sie schamlos behandelten.
Das fingen sie auch in dieser Stadt an. Die Männer aber der Stadt
meinten, dass sie eine solche Unbill nicht leiden dürften, und beschlossen
gemeinsam, lieber sofort zu sterben, als eine solche Schmach ihrer
Frauen und Angehörigen zu dulden. Auf ein gegebenes Zeichen,
sobald sie die grosse Glocke der Ortskirche hörten, sollte Jeder von
ihnen, was sie heimlich verabredet; in seinem Hause mit seiner Ein-
quartierung zu beginnen eilen. Wer zögerte, der sollte mit seiner
Familie aus der Stadt vertrieben werden und nie zurückzukehren hoEen
dürfen. Ein Jeder ging also in sein Haus zurück und versah sich in
seiner Kammer mit Waffen, und kaum hatten sie sich so gerüstet, da
ertönte plötzlich die Sturmglocke; Jeder kam bewaffnet aus seinem
Versteck hervor und fand nun die Einen mit den Frauen, die Anderen
mit den Töchtern, den Anverwandten oder endlich den Mägden
schamlos ringend; sie packten dieselben, tödteten sie mit den Schwer-
tern und warfen die Leichen über die Mauern in den Rhein. Andere
aber liessen sich, um dem Tode durchs Schwert zu entgehen, über die
Mauern der Stadt hinab, fielen auf die Felsen und fanden so zer-
schmettert den Tod, dem sie zu entfliehen gesucht hatten." Etwas
anders erzählen die Sache die Annales Marbacenses 1212.
Friedrichs so strenges Edict von 1154 nutzte daher, wie übrigens
vorauszusehen, wenig genug. In demselben Jahre noch War er genöthigt,
eine Menge leichtfertiger Dirnen aus seinem Lager fortznjagen 1).
Die Bestimmungen über die Jagd aber sind schon deshalb noth-
wendig, weil in den Stunden der Musse, selbst während des Krieges
die Ritter gern diesem Vergnügen huldigten. S0 wäre beinahe im
September l191_Richard Löwenherz vor Joppe gefangen worden, als
er, unbekümmert um die Feinde, mit seinen Gefährten zur Falkenbeize
1) Ottonis Frising. (resp. Ragewini) Gestn, Frid. III, 45: Cum Efidiblli
fluenta ad disponenda regalia praedia. domus Mahtildis transmearet, turbalnl
colonorum, meretriculn c't lixzu-uln, quae se exercitui plurilna immiscuerat
militumque animos eifoelninare laoterat, antiquorum imperatorum exemplo propel-
lendam et deterrendam decernit.