Zelte.
215
mit gestickten Figuren verzierte Gezelte gab, das steht fest. Wenn
daher die Dichter in ihren Beschreibungen auch noch etwas über-
treiben, im Grunde haben sie auch hier nur wirklich Vorhandenes
geschildert.
Das Zelt des Aeneas können zwanzig Saunithiere nicht tragen 1);
in der Virginal (124 ff. bis 127) wird eins beschrieben, welches einen
Bogenschuss weit ist, vier Thürme hat, eine Kelnenate, einen Marstall
und eine Kapelle mit Glockenthürmen enthält. Auch in dem vom
Dichter des Ortnit beschriebenen Zelte, das aus Messina herstammt,
haben hundert Ritter Platz 2), und im Godefroid de Bouillon (22030 ff.)
wird gar das des Sultans geschildert, in welchem hundert Kammern
sind, jede so gross, dass dreissig Mann in ihr Platz finden. Heinrich
von Neustadt giebt sogar genau die Dimensionen vom Zelte seines
Helden an (Apoll. 3837 Hi); es ist zwanzig Ellen hoch, zwölf breit
und sechszig lang. Diese grossen Staatszelte heissen Pavillonsii) (ml.
papilioncs), das des Heerführers scheint Wolfram von Eschenbach und
zwar allein im Willehalin (197, '11; 316, 6; 461, 1; 464, 9) mit
dem Namen preimerün zu benennen, den San Marte meines Erachtens
richtig aus dem französischen Premerain erklärt. Das Pavillon war
im Grundriss viereckig. Zeltstangen4) hielten den First des Zeltes,
welcher mit goldnen Knöpfen 5), auf denen die Wappenthiere des Be-
sitzers aus Gold getrieben angebracht 6) waren, noch reicher verziert
1) Eneit p. 247, 10: Ez stunt dä man ez verre sach, Als ez ein turn Ware.
Zweinzieh soumare Ne nrohtenz dar niht getragen. Ez wart üf einen berch gesla-
gen An eine vile schöne stat, Als da Enäas bat, Üf einen vile höhen mast. Die
snüre waren vile vast, Als sie von relrte solden sin. Der knoph der was guldin,
Dar üffe saz ein guldin are. Daz gezelt was zweier vare, Zweier hande samit.
Einen hof vil wit Slüch man uinbe daz gezelt Und bevienk ein inichel velt.
2) Ortnit 363: manic härlich gezelt, (364) Als imz der rielie beiden ze Messin
lieh gegeben, Der waren zwei von golde gestricket und geweben. Swenn man die
zerbreite, ir dach den schaten truoc, Daz hundert ritter heten dar under rüms
genuoc (365): Von helfenbeine stangen lüter als ein Spiegelglas.
3) Erec 3931: Tentes et pauoillons et trez. Fierabras p. 155: Tente ne
pavillon, ne aucube, ne tre. Parz. 59, 25: Manc poulün üf die plane; 80, 15;
285, 15. Cf. Ogerii Panis Ann. Januenses 1213: Boves, carros, carocios, tendas,
papiliones, malas et arnesium totunr retinuerunt.
4) Willeh. 234, ö: Mitananegein tiweren sarnit Daz velt was e bevangen Üf
der heiden zeltstangen. Wolfr. Tit. 155: Der was an die zeltstange vaste ge-
bunden. Vgl. Anm. 2. Rom. d'Alix. p. 53, 29: Ißestace en fu d'iv0re a
rice entalleure; Quant ele estoit drecie, il n'i paroit jointure. Li cies en estoit.
d'or, tous ä. noeleure.
5) Crane 1278: Einen gröten guldin clöt Men üf dem pawelüne vant.
6) Parz. 278, 12: Über eins prunnen ursprinc Stuont ir poulün üf dem plan,
Als oben ein trache in sinen klan Hets ganzen apfels halben teil. Den traehen