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Vorsichtsmassregeln beim Marsche.
wenn sie sich irgendwie verrätherisch erweisen, und ihnen Geschenke
versprechen, wenn sie sich gut führen sollten. Die dritte Vorsicht
besteht darin, dass man mehrere kluge, dem Fürsten treu ergebene
und im Kriege erfahrene Männer bei sich hat, mit deren Beirath der
Heerführer das betreibt, was ihm auszuführen erforderlich scheint.
Denn wo man so grosse Gefahr läuft, soll Keiner auf seinem Kopfe
bestehen, und sich allein glauben. Viertens müssen die Strassen
unbekannt bleiben, welche das Heer marschiren soll. Denn je weniger
der Rathschluss des Heerführers öffentlich bekannt ist, desto weniger
wird, was im Rathe beschlossen, gehindert und desto eher zum rechten
Ziele geführt. Nachdem also berathen ist, auf welchen Strassen das
Heer marschiren soll, und jene Strassen der Heerführer verzeichnet
oder abgemalt bei sich hat, man einige treue Führer besitzt, je
weniger das öHentlich bekannt, je mehr es vor den Feinden ver-
heimlicht wird, desto sicherer wird das Heer seinen Marsch vollführen.
Fünftens muss man in jeder Befestigung und in jedem Schlachthaufen
einige sehr treue und sehr tüchtige Reiter haben, die auf schnellen
und starken Rossen vorn und hinten, rechts und links streifen, recog-
nosciren, die Hinterhalte entdecken, damit nicht die Feinde an irgend
einer Stelle versteckt das Heer belästigen können. Denn wenn auch
der Plan des Führers niemanden bekannt ist, so kann doch schon
allein daraus, dass auf einigen Strassen das Heer den Vormarsch be-
ginnt, geschlossen werden, durch welche Landestheile der Marsch
gerichtet ist. Und da es wahrscheinlich ist, dass immer unter solchen
Verhältnissen einige Kundschafter zugegen sind, so muss der Führer
das bedenken, dass auch dies zu den Ohren der Feinde gelangen
kann. Da nun gesehene Gefahren weniger schaden, so müssen die
Hinterhalte durch geschwinde Reiter entdeckt werden, damit das Heer
nicht von irgend woher unversehens Belästigungen zu erfahren hat.
Sechstens müssen die zuverlässigeren Ritter und die am meisten kriegs-
tüchtigen Fusssoldaten immer in dem Theile des Heeres ihren Platz
erhalten, wo, wie man glaubt, die grössere Gefahr droht, dass, wenn
auf allen Seiten Gefahren befürchtet werden, überall die Gegenmass-
regeln getroffen werden. Siebentens soll das Heer nicht ohne Füh-
lung einherziehen (disparsim vadat)1). Denn wenn die Schlachtreihe
unterbrochen ist, wird sie leichter bekämpft. Zu jeder Stunde muss
sich daher das Heer so verhalten, dass, wenn da gerade die Feinde
1) Itinerariuln RegiS
prudenter digesta; nam
22: Procedit acies ad delicias intuentiun1
nec sparsim, sed per turmas incedunt.
Rieardi I ,
nec simul,