194
Fnhm
ergreift sie der König Otto der Grosse selbst 1). Der Ritter Wales de
Montegni hatte die Ehre, in der Schlacht von Bouvines die französische
Reichsfahne, die Oriflambe, zu tragen 2). Richerius Senoniensis (III, 15)
nennt den Fahnenträger Walo und erzählt, dass vor der Schlacht der
König Philipp August erst eine Ansprache an seine Leute hielt und
diese ihm zu iblgen versprachen. „Der König hatte aber von Paris die
Fahne Karls des Grossen, die gewöhnlich Oriflamme (auriflamma) ge-
nannt wird, in diesen Krieg mitgebracht, die seit der Zeit Karls nie
aus der geheimen Schatzkammer zu irgend einem Zwecke l1erv0r-
geholt worden war. Er sprach mit heller Stimme zu den Seinen:
'Wer soll heute bei dieser Schlacht diese Fahne zur Ehre Frankreichs
(regni Francie) tragen? Ihm erwiderte der Herzog von Burgund:
"Mir ist ein Ritter wohlbekannt, Namens Walo, der von kräftigem
Körper, im Kriegshandwerk erfahren, aber arm ist, da er sein ganzes
Landgut verpfändet hat, um ein Pferd zu kaufen und an dieser Schlacht
Theil zu nehmen] Der König liess ihn rufen, reichte ihm die Fahne
und sprach: "Nimm sie, Freund Walo! Heute vertraue ich dir die Ehre
Frankreichs anf Ihm erwiderte Walo: "Wer bin ich, o Herr, dass
ich dies leisten kann? Der König: "Fürchte dich nicht! Wenn wir
mit Gottes Hülfe den Sieg erfochten haben, werden wir deine Mühe
reichlich vergeltenf Da sprach Walo: "Weil, o Herr, Euer Befehl
mich dazu zwingt, so werde ich sorgen Euren Auftrag zu erfüllen.
Aber wie ich sehe, dürstet diese Oriilamme nach Menschenblut, und
ich werde sie, wenn Gott mir Kräfte verleiht, heute vor Vieler Augen
mit dem Blute der Feinde tränkenÄ" (Das thut er dann auch; ib. III, 16.)
In der Schlacht auf dem Marchfelde ist die Sturmfahne König Rudolfs
dem Burggrafen Heinrich von Nürnberg anvertraut, die Fahne von
Oesterreich dem alten Haselauer (Ottokar v. Steier CXLVIII), und bei der
Schlacht von Gellheim trägt Albrechts Sturmfahne der von Ochsen-
stein, das Banner von Oesterreich Ulrich von Prueschinck (ibid.
DCLXXXI). Neben der Hauptfahne hatte man wohl für die einzelnen
Corps des Heeres noch eigne Fahnen 3), jedoch hatten diese eine viel
geringere Bedeutung. Um die Sturmfahne sammelt sich im Kampf-
1) Kaiserchron. 15967: Der kunik nam selbe sinen vanen.
2) Phil. Mousques 21717: L "oriüambe de Sh-Denise A -j- cavalier par devise;
Wales de Montegni ot non. Cf. S. 201, Anm. 7.
3) Biterolf 5356: Die küenen wigande Heten an den Stunden Diu Zeichen ane
gebunden Und sibenzehen hervanen. Rom. de Rou 9082: N'i a riehe home
ne baren Ki nfait lez li son gonfanon, U gonfanon n altre enseigne U sa mesnie
se restreigne, Congnoissance u entre-sainz.