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Uniformen.
bestimmt waren, also von den Lanzenträgern, den Hellebardieren u. s. W.
Den Schleuderern, Bogen- und Armbrustschützen konnte der Schild
nur hinderlich sein. Im zwölften Jahrhundert haben sie den grossen,
sehr langen Schild (buckelwre) 1), der im dreizehnten Jahrhundert grade
wie der Ritterschild immer kleiner wird, so dass er fast die Form
eines gleichseitigen Dreiecks annimmt. Gewöhnlich führen sie jedoch
einen kleinen runden Schild, mit dem sie leicht Hiebe und Stiche
pariren (Fig. 86). Das sind die TartschenQ).
Nach den Miniaturen zu urtheilen, legen auch die gemeinen
Soldaten gegen Ende des dreizehnten Jahrhunderts über die Rüstung
noch den Wapenroc an, und vielleicht war dieser von gleicher Farbe
bei den gesammten Truppen oder bei den einzelnen Corps einer
Armee. Aber sonst ist von einer Uniform gar nicht die Rede. Dass
ein Fürst die Ritter seines Haushaltes kleidete, habe ich schon (I, S. 236)
hervorgehoben, und so mögen dieselben denn auch im Kriege in
gleichen Wapenröcken erschienen seinä"); jedoch dürfen wir uns deshalb
nicht vorstellen, dass die gesammten Truppen eine gleichartige Aus-
rüstung gehabt haben. Vielleicht, dass die Waffen der Soldaten,
welche aus den Arsenalen geliefert wurden, wenigstens einigermassen
gleich gestaltet, dass die Schilde alle mit den Wappenzeichen des Kriegs-
herren bemalt waren; im Uebrigen aber herrschte eine bunte Mannig-
faltigkeit. Die Soldaten trugen Helme und Rüstungen der verschie-
densten Form, die Ritter gar kleideten sich wie es ihnen beliebte,
und nur eben jene, welche zum militärischen Hofstaat, zur Massenie
(afr. maisnie, ml. mansionada) 4) des Fürsten gehörten, waren mit dem
Wappen desselben ausgezeichnet 5). Wie erkannten sich nun die
Krieger, die zu einem Heere gehörten? Das ist eine sehr schwer zu
1) S. Mhd. Wtb. I, 275. Wigal. p. 267, 38: Und fünf tüsent sarjant, Die
truogen lanzen in der hant, Buekeler, swert unde bogen. Troj. 5016: Si buten
vür die buggeler; Dä hinder stuonden si gebogen Und hetten üz cliu swert ge-
zoven.
b 2) Ludw. Kreuzfahrt 5713: Üf zwein tarschen hiez er die tragen hin. Cleo-
mades 2932: Et bracheus et bouclers roons Et une targe navaroise.
3) Lanzelet lässt seine tausend Ritter kommen: (8860) Algelich was ir ge-
want. Matthaeus Paris erzählt 1250, dass Richard Graf von Glocester bei seiner
Reise nach dem päpstlichen Hofe von vierzig gleichgekleideten Rittern be-
gleitet war.
4) Vgl. Mhd. Wtb. 111, 86. Mahinande ibid. 11', 20.
5) Lanc. I, 46026: 'Ende dander was gewont ter stede Ende hadde oec Ar-
turs teken an; Ende ic kenne we1', seide di verman, 'Die ridders, die getekent
Sijn Met Arturs tekene".