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Waifenschmiede.
die damals ebenso die Vorübung zum ernsten Kriege bildeten, wie dies
etwa die Manöver unserer heutigen stehenden Heere beabsichtigen.
Den Turnieren werden wir also, wollen wir das Heerwesen jener
Zeit wirklich uns klar machen, unsre ganze Aufmerksamkeit zuwenden
müssen; sie sind die Schule, in welcher der junge Ritter sich zum tapferen
Krieger ausbildet, das Feld, auf dem er seinen ersten Lorbeer pflückt, der
Schauplatz, wo er, unter den Augen des Landesherrn kämpfend, dessen
Aufmerksamkeit erregen, Aussicht auf Auszeichnung sich erwerben kann.
Für den armen jungen Ritter, für den jüngeren erbelosen Sohn bietet sich
beim Turnier Gelegenheit, wie wir sagen würden, Carriere zu machen.
Es ist aber unerlässlich, will man die Waffenübnngen des Mittel-
alters recht verstehen, zunächst die Angriffswaifen sowie die Schutz-
rüstungen, deren man sich in jener Zeit bediente, kennen zu lernen.
Ich werde hier nur von der Bewaffnung der Ritter handeln, bei Be-
sprechung der Soldaten deren Ausrüstung eingehender schildern.
Die Geschichte der mittelalterlichen Waffen ist oftmals schon
bearbeitet worden. Ich erwähne hier nur die Werke, die mir zur
Verfügung stehen: die schöne Zusammenstellung aller auf das Kriegs-
wesen bezüglichen Stellen aus den deutschen Epen von San Marte
„znr Waifenkunde des älteren deutschen Mittelalters" (Bibl. d. ges.
deutschen Nat. Litt. Abth. ll, 4. Quedlinb. u. Lpz. 1867), dann John
Hewitfs Ancient armour and Weapons in Europe (V01. l. Oxf. 1860),
ferner Viollet-le-Duös ausführliche bekanntlich aber mit Vorsicht
zu benutzende Darstellung im fünften und sechsten Bande des
Dictionnaire du Mobilier (Paris 1874), endlich das ausgezeichnete Werk
von G.De1nay, le costume an moyen-age dapres les sceanx (Paris 1880).
Die Waffen und Rüstungen wurden von W affensch mieden in
den Städten angefertigt und verkauft. An den Fenstern der Werkstätten
wurden die fertigen Stücke aufgehängt, die Kauflust zu reizen 1). Man
legte aber besonders Werth darauf, alte erprobte Waffen, die von
berühmten Meistern herrührten, zu besitzen. Den ältesten Waffen-
schmied finde ich bei Lodovrijk van Velthem erwähnt 2). Der Dichter
erzählt, dass König Eduard von England bei seinem Kriegszuge nach
Wales in einem Walde einen uralten Schild, Ilalslaerc, Helm und ein
Schwert fand, auf dessen verrosteter Klinge die Worte standen: „lc
nieester Rigaudyn Van 'Wales smeetde dit swerd fyn lnt iaer ons
1) Gnuvain 1830: Coubizmls i font du nminte guisse Et si IDYOVtLSÜ on, qui que-
sist. Elmes fuis et qui les forbist; Cil {luit h-(uubcrc et cil cspöos, Camccs de fcr muIt
bicn ovröes Väissiäs aus fenesbres pendre.
2) 1. III, c. 10.