Volltext: Das höfische Leben zur Zeit der Minnesinger (Bd. 2)

Soldtruppen. 
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Zucht, Erfahrung und Geschicklichkeit in höherem Grade besassen, 
als die nur gelegentlich aufgebotenen Bürger und Hintersassen. 
Dass das Kriegführen Geld kostete, das wusste man damals schon 
sehr wohl 1). Auch den Leuten, die eigentlich zum Kriegsdienste ver- 
pflichtet waren und nichts zu beanspruchen hatten, giebt man gern 
noch hohen Lohn, um sie recht freudig zu stimmen2). Mit wider- 
willigen Kriegern ist schlecht fechten 3); wenn die Schlacht be- 
ginnen soll, verspricht daher der Fürst nochmals Gold, um die Seinen 
anzufeuern 4). Gislebertus erzählt im Chronicon Hanoniense, dass im 
November 1181 der Graf von Hennegau dem Grafen von Flandern 
gegen den König von Frankreich Heeresfolge leistete, zuerst 220 Ritter 
und 100 gepanzerte und berittene Knechte bei sich hatte, dann 
120 Ritter nach Hause schickte. Der Feldzug währte fünf Wochen 
und kostete dem Grafen 1850 schwere Mark Silber (74000 Reichs- 
mark). Aus dem Jahre 1281-82 theilt Hewitt (a. a. O. I, 214) mit, 
dass unter Eduard I. der Ritter (knight) täglich nach jetzigem Gelde 
erhielt 15 Shillings, der Knappe (esquire) ebensoviel. Der Lohn eines 
Armbrust- oder Bogenschützen betrug pro Tag 2 s. 6 d., der Anführer 
von zwanzig Schützen bekam 5 s. 6 d., der von hundert 7 s. 6 d. 
Aberteuerlustige Ritter, jüngere Söhne, die nur ein geringes Erbe 
zu erwarten hatten, fanden sich, sobald Truppen geworben wurden, 
gern ein; sie verdienten hohen Sold, konnten bei Plünderungen sich 
bereichern und vielleicht im eroberten Lande ein einträgliches Lehn 
erhalten. Auch bei den Kreuzfahrern waren, wenn wir dem Dichter 
des Reinfried glauben dürfen, nur Wenige, die aus wirklicher Reli- 
giosität sich zu dem Zuge entschlossen. Der Eine geht, so erzählt er 
(14616-14635), aus Abenteuerlust (muotgelust) ins heilige Land, der 
1) Troj. 18548: Er schepfet wazzer mit dem sibe, Swer äne vrie milte Mit 
sper und mit dem sehilte Ervehten wil er unde laut. Des fürsten und des kü- 
neges hant Muoz offen fallen ziten stän, Der gröziu dinc wil ane gän Und sine 
vinde twingen sol.  Alphart 32: Ich hän dar umbe enphangen daz liehte golt 
sö röt. Ich nam die riche miete, die er mir dö böt, Daz ich im wolte dienen. 
2) Frau Helche sagt zu Dietrich (Dietr. Flucht 7945): Dü weist wol, höhes 
kuneges kint, Swie holt dir die liute sint. Si gewinnent undiensthaften muot, 
Swenn dü in niht häst ze geben guot. 
3) Dietr. Flucht 7955: Swer urliugen wil und striten sol, Der bedarf der liute 
gunst wol. Betwungen dienst der ist niht guot. Swer dienst betwingenlichen 
tnot, Dä mac wol schade von üf gestfxn. 
4) Kudr. 496: Hetelen hört man rüefen Vaste an sine man: 'Nü wert iuch, 
snelle degene! der nie golt gewan, Dem heize ich ez mezzen mit vollem äne 
wäge." 
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