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Uebung der
Soldaten.
Armbrüsten, Schleudern undLanzen ausgerüstet sind und bei den Schlach-
ten eine nicht unbedeutende Rolle spielen. Wie sind nun aber diese
Schaaren geschult worden? Während der Feldzüge konnten sie doch nicht
erst eingeübt, an die Führung der Waffen, die Disciplin gewöhnt werden.
Aegidius Colonna (Romanus) giebt uns im dritten Theil des dritten
Buches seines Werkes „de regimine principum" (Venetiis 1498) hierüber
einige bisher meines Wissens nicht beachtete Aufschlüsse. Im Allge-
meinen wiederholt er nur, was Flavius Vegetius Renatus in seiner
Epitoma rei militaris (rec. Car. Lang, Leipzig 1869) ausgesprochen hat,
fügt jedoch oft selbständige Bemerkungen hinzu. Er weist zunächst
(cap. 2) darauf hin, dass nicht alle Stände gleich gute Soldaten liefern,
dass Schmiede und Zimmerleute, Fleischer und Jäger besser zu brauchen
sind als Barbiere, Schuster, Apotheker (wohl Krämer im Allgemeinen),
Fischer und Vogelsteller 1). Ein guter Soldat muss schon vom vier-
zehnten Jahre an geübt werden (cap. 3). Von ihm verlangt er (cap. 4),
dass er Lasten tragen könne, damit ihm die Waffen dann nicht zu
schwer werden, dass er Körperanstrengungen leicht ertrage, mit
Wenigem sich zufrieden gebe, die Bequemlichkeit des Lagers gering
achte, das Leben zu wagen wisse, Blut vergiessen könne, die Waffen
mit Geschicklichkeit handhabe und Abscheu vor schmählicher Flucht
empünde. Die Bauern (cap. 5) können zwar ganz gut Strapazen er-
tragen, die Bürger und zumal die Edelleute sind jedoch vorzuziehen,
da sie ein regeres Ehrgefühl und grösseren Verstand haben, nur
müssen sie von Jugend auf zum Watfenhandwerk erzogen werden.
Die Üebungen aber sind erforderlich (cap. 6), damit die Soldaten lernen
im Schritte zu marschiren (ad gradum et passum bellicum), Ordnung
zu halten, die Reihen so zu schliessen, dass die Bewegung der Ein-
zelnen unbehindert ist. Es sind dies also einfach Exercirübungen.
Wer sich an die Ordnung nicht gewöhnen, ihr sich nicht fügen kann,
soll lieber vom Magister bellomim ausgeschlossen werden. Reiter wie
Fussgänger sind im Laufen zu üben. Man braucht gute Eclaireurs,
die behend sind; und auch um schnell eine günstige Stellung einzu-
nehmen, sind flinke Leute erforderlich. Springen aber müssen sie
lernen, damit sie Hindernisse leicht überwinden, den Feinden um so
mehr schrecklich erscheinen und denselben grössere Wunden bei-
bringen (cap. 8). Neben den Leibesübungen sind sie an das Tragen
von Lasten zu gewöhnen. Die rechte Handhabung der Keule (clava)
wird an einem Pfosten (palus) geübt 2); das Speerwerfen und das
m I, 1.
2) Veget. I, 11.